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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 397

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
397 Baume suchen, hört mau zugleiäs ein eigenthümlich langsames Dahinstreifen zwischen dem halbgedörrten Laube, und wenn man den wellenförmigen Be- wegungen die Blicke zuwendet, sieht mau die Boa, wie sie sich an einem starken Baumstamm hinaufschlängelt, wie sie sich zuerst langsam, dann rascher dehnt und schließlich schnell wie ein Wurfspieß mit dem Kopf in die Ferne schießt. So wie die Schlange erwacht und ihre Bewegungen beginnt, suchen alle kleinen Reptilien und Jnsecten zu entfliehen, aber durch eine unbezwingliche Furcht festgebannt, vermögen sie nur einige krampfhafte Be- wegungen zu machen und stürzen fast sich selbst in den göffneten Rachen des Thieres. Aber nur dann füllt sich das träge Thier den Bauch mit Tausenden von Jnsecten, wenn es ihm nicht gelang, einen Büffel oder ein anderes großes Thier zu erhaschen. Der Büffel ist die gewohnte Nahrung dieser Schlange. So wie sie ihn von der Seite her gepackt hat, schleift sie das starke Thier nach einer dichten Stelle des Waldes und erstickt es durch ihre Umwindungen trotz seines starken Knochenbaues, unter stöhnendem Gebrüll des Opfers. Wenn sie die Knochen -des Thieres zerbrochen, überzieht sie es mit ihrem Geifer, knetet und dehnt es in die Länge. Nun läßt sie los, legt sich aus- gestreckt dem Kopfe des todten Büffels gegenüber, öffnet ihren Rachen, dessen Dehnbarkeit jede Vorstellung übersteigt, preßt alle Ringe fest an einander und zieht so gewissermaßen das Thier in sich hinein. Ist der Büffel etwa zur Hälfte verschlungen, so beruhigt sich die gefräßige Boa, wird träge, schläft ein wie ermattet vom Kampfe und mit dem halbver- schlungenen Thiere im Rachen. In diesem Zustande ist sie leicht zu tödten. Die Jäger knien nieder zu beiden Seiten des Thieres vom Kopf an in langer Reihe, legen ihre vergifteten Pfeile auf den Bogen und schießen auf ein gegebenes Zeichen alle zugleich. So tödten die Malaien auf Timor die Boa, so oft ihnen das ängstliche Gebrüll der Büffelherde verkündet, daß einer von ihnen durch die Boa geraubt sei. Jede andere Jagd ist zu gefähr- lich , denn die Kugel vermag das stets sich windende Thier gewöhnlich nicht zu treffen und besonders nicht tödtlich zu treffen, und die nach allen Seiten sich hinschleudernde Schlange ergreift ihren Gegner aus weiter Ferne. Nur indem man sie mit Feuer umzingelt und in der Mitte zusammenbrennt, ist der kampffähigen Schlange der Tod zu bringen. Zuweilen wagt sich die Schlanze aus den Wäldern über die Ebene nach den Wohnungen der Menschen hin, dann schleicht sie, unter Gebüsch und Erdvorsprüngen sich verbergend, ebenso vorsichtig näher, als der Tiger oder der Schakal, dem Orte zu, wo sie angreifen will. Im Augenblicke des Angriffs aber packt sie in raschem Wurf ihr Opfer, indem sie vorwärts, rückwärts, hin und her gleichsam taumelnd den Vorderkörper schleudert, einer lebhaft züngelnden Flamme vergleichbar. Um sich selbst gegen diese Gefahr zu sichern, binden die Menschen in der Nähe ihrer Wohnung einen Büffel mit Stricken, die durch die Nase gezogen sind, fest an einen Baum und werden so zugleich Herren der Schlange. Ist die Boa aber vom hef- tigen Hunger geplagt, dann geht sie schneller zu Werke. Dann läßt sie alle Vorsicht bei Seite, rasch und entschieden ist dann ihr Lauf, stolz schwingt
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