1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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und jene großartigen Bilder, welche die heilige Schrift von ihren Ver-
wüstungen entwirft, mögen von einer anderen Art gelten, als diejenige ist,
welche das südliche und östliche Europa, zuweilen auch Deutschland heim-
sucht. Alle Arten jedoch gehören zu der Gruppe der Feldheufchrecken,
welche die großen Springschenkel mit unseren Grashüpfern gemein haben,
sich aber von ihnen dadurch unterscheiden, daß sie nicht jene Trommel am
Grunde des Flü-
gels besitzen,
welche erzittert
und das Zirpen
bewirkt, sobald
das Thier den
Hinterfuß an den
Oberflügelnreibt.
Alle Wanderheuschrecken sind Steppenthiere und durchziehen nach ge-
wissen Zeiträumen in unzählbaren Heeren die Länder, das Licht des Tages
verfinsternd und jede Spur des Pflanzenlebens vertilgend. Der Reisende
Andersson vergleicht das Geräusch ihres Flügelschlages mit dem Heulen des
Sturmwindes im Takelwerk der Schiffe. Narrow erzählt, daß 1707 eine
Strecke des Kaplandes von fast 400 Quadratmeilen gänzlich kahl gefressen
wurde, und daß, als endlich der Sturm die Thiere in's Meer trieb, sie am
Strande eine 10 Meilen lange, 3 bis 4 Fuß hohe, verwesende Bank bildeten.
Das Weibchen legt ungefähr 150 Eier im Sande, die, mit einem verhär-
teten Schaum umgeben, selbst eine strenge Kälte überdauern. Zu Anfang
Mai schlüpfen die ungeflügelten Larven aus, wachsen schnell und haben schon
nach einem Monat die dreifache Größe und den Ansatz der Flügel. Noch eilen
sie nur hüpfend vorwärts, aber schon das Erscheinen dieser „Fußgänger", wie
der Colonist des Kaplandes sie nennt, verbreitet Schrecken und Verzweiflung.
Sie ziehen über Berg und Thal, selbst über den Strom, indem die er-
trunkenen eine Brücke bilden, selbst durch das Feuer, das sie mit ihrer Masse
auslöschen. Nach drittehalb Monaten sind die Thiere völlig entwickelt, er-
heben sich in schwerfälligem Flug und wandern dahin, wohin der Lusi-
strom des Windes sie trägt. Wie Johannes der Täufer in der Wüste, so
leben noch heute in den Steppenländern Tausende von Menschen Monate
lang bloß von Heuschrecken, die auf verschiedene Weise zubereitet werden.
114. Die Honigbiene.
Dreierlei Bienen beherbergt ein jeglicher Stock, eine Königin, die
das einzige Weibchen unter allen ist; Hunderte von großen männlichen Bienen
oder Drohnen, ohne Stachel, mit fast zusammensitzenden Augen; Tausende
von kleineren Arbeitsbienen mit giftigem Stachel und getrennten Augen.
Die Bienen, welche wegen ihrer Erzeugnisse, Honig und Wachs, zu
den wichtigsten Hausthieren gerechnet werden, leben an einigen Orten nock-
wild, und zwar meistens in hohlen Bäumen; gewöhnlich sieht man sie