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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 411

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
411 jedoch in einem halb gezähmten Zustande, indem der Mensch sie zwingt, in gemachten Wohnungen ihre kunstreichen Bauten von Wachs anzulegen. Die Königin, von welcher sich in der Regel nur eine einzige in dem Stock befindet, ist die Seele des Ganzen, weil von ihr das Wohl und Weh des ganzen Volkes abhängt; sie vermeidet daher jede Gefahr und fliegt nur dann aus, wenn sie sich an die Spitze eines jungen Schwarmes stellt, um eine neue Kolonie zu gründen. Es geschieht dies, wenn sich eine oder mehrere junge Königinnen im Schwarm gebildet haben. Hält sie aber schlechtes Wetter ab, zu schwärmen, so tödtet sie die junge Königin noch in der Wiege, oder, wenn sie diese verlassen hat, mitten unter dem müssig zuschauenden Volke. Glückt ihr jedoch dies nicht, so schließen sich dem Schwarme oft mehrere Königinnen an, die aber, sobald die junge Ko- lonie eine neue Wohnung bezogen hat, bis auf eine getödtet werden. Sie hat am Rande des Wachskuchens gegen 15 Zellen, die größer als die übrigen sind, und welche Wechselhäuschen genannt werden. Schon am neunten Tage nach ihrer vollständigen Entwickelung, vom Februar bis zum Ende des Sommers, legt sie an 40,000 Eier, von welchen immer eins in jede einzelne Zelle gelegt wird. Aus diesem Ei entsteht in drei Tagen eine Made, die im Anfang mit einem weißlichen geschmacklosen Brei von den Arbeitsbienen gefüttert wird und erst später einen mehr honigartigcn Brei erhält. Hat die Made ihr Wachsthum erreicht, so bedarf sie keiner weite- ren Nahrung, und die Arbeiter schließen die Zelle mit einem Wachsdeckel. Die Made verpuppt sich nun in einem feinen seidenartigen Gespinnst und kommt als vollkommenes Jnsect, 13 Tage nach ihrem Einschließen, aus der von ihr geöffneten Zelle hervor. Ist dies geschehen, so wird die Zelle von den Arbeitsbienen gereinigt und der neue Gefährte auch gefüttert. Die Zelle einer jungen Königin ist dick, auswendig mit Grübchen versehen, und hat so starke Wände, daß 150 gemeine Zellen daraus ge- macht werden könnten: hat sie ihren Dienst gethan, so wird sie abgetragen und anders verwendet. Die Zahl der Arbeitsbienen ist die bedeutendere und von ihnen wer- den alle Arbeiten verrichtet, Honig und Blumenstaub eingetragen, Wachs für die Zellen bereitet und die Wohnung gegen Eindringlinge geschützt und vertheidigt. Die Biene sammelt den Honig, mit dem Rüssel leckend, meistens aus den Kelchen der Blüten, und verschluckt ihn gleich; den Blumenstaub sam- melt sie entweder mit den Kiefern, von welchen er mit den Vorderbeinen genommen und den Mittelbeinen übergeben wird, die ihn an die Schaufel der Hinterbeine befestigen, oder sie sammelt ihn auch mit allen Haaren des Körpers und bringt später ihn an die Schaufel der Hinterfüße. Der Honig, sowie das mit Blumenstaub und anderen Flüssigkeiten gemischte sogenannte Honigbrot, werden in Zellen aufbewahrt. Der Stich der Bienen, da der Stachel Widerhäkchen hat, erregt Ge- schwulst, und man hat traurige Beispiele, daß sie selbst Menschen und Thiere öfters ungereizt anfielen und jämmerlich zurichteten.
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