Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 420

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
420 konnte gedeihen, und wo vorher keine Pflanze war, käme doch keine hin. Das hat die Natur voraus bedacht und nicht auf unsern guten Rath ge- wartet. Denn einige Kerne, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft weit aus einander; die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Bewegung der Luft davon getragen; manche sind noch mit kleinen Federlein besetzt, wie der Löwenzahn (die Butterblume, Ketten- blume). Kinder blasen sie zum Vergnügen aus einander und thun damit der Natur auch einen kleinen Dienst, ohne es zu wissen. Andere gehen in zarte, breite Flügel aus, wie die Samenkerne von Nadelholzbaumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen, alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen, dann säet die Natur aus und ist mit einer Wohlthat beschäftigt, wahrend wir uns fürchten oder über sie klagen undzürnen ; dannfliegen und schwim- men und wogen ^ine Menge von unsichtbaren Keimen in der bewegten Luft umher und fallen nieder weit und breit, und der nachfolgende Staub bedeckt sie. Bald kommt der Regen und befeuchtet den Staub, und so wird's auf Flur und Feld, in Berg und Thal, auf First und Halden auch wahr, daß etliches auf dem Wege von den Vögeln des Himmels gefressen wird, etliches unter den Dornen zu Grunde geht, etliches auf trocknem Felfengrunde in der Sonnenhitze erstirbt, etliches aber gut Land findet und hundertfältige Frucht bringt. Weiter sind manche Kerne für den Wind zu groß und zu schwer; aber sie sind rund und glatt, rollen auf der Erde weiter und werden durch jeden leichten Stoß von Menschen oder Thieren fortgeschoben. Andere sind mit umgebogenen Spitzen oder Häklein versehen, sie hangen sich an das Fell der Thiere oder an die Kleider des Menschen an, werden fortgetragen und an einem andern Ort wieder weggcftreift, oder abgelesen und ausgesäet, und der es thut, weiß es nicht und denkt nicht daran. Viele Kerne gehen un- verdaut und unzerstört durch den Magen und die Gedärme der Thiere, denen sie zur Nahrung dienen sollen, und werden an einem andern Ort wieder abgesetzt. So haben wir ohne Zweifel durch Strichvögel schon manche Pflanze aus fremden Gegenden bekommen, die jetzt bei uns daheim ist und guten Nutzen bringt. So gehen auf hohen Gemäuern und Thürmen Kirsch- bäume und anderebäume auf, wohin gewiß kein Mensch den Kern getragen hat. Noch andere fallen von den überhangenden Zweigen in's Wasser, oder sie werden durch Wind und Ueberschwcmmungcn in die Ströme fortgerissen und weiter geführt und an andern Orten durch neue Ueberschwemmungen wieder auf dem Lande abgesetzt. Ja, einige schwimmen auch wohl auf den Strömen bis in's Meer, erreichen das jenseitige Gestade und Heimen sich alsdann in einer landcsfremden Erde ein. Es sind da und dort schon Pflanzen als Unkraut aufgegangen, von denen man wohl wissen kann, daß der Samen auf diese Art über das Meer gekommen ist. Also müfien alle Kräfte und Elemente die wohlthätigen Absichten des Schöpfers befördern: Schnee und Regen, Blitz und Hagel, Sturm und Winde, die seine Befehle ausrichten.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer