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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 484

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
484 13. Die Einführung der Reformation. 1. Der Aberglaube des Volkes. In der katholischen Kirche waren im Laufe der Jahrhunderte viele Mißbräuche aufgekommen. Der Pabft in Rom meinte der Statthalter Christi auf Erden zu sein, und alle Völker glaubten an die Irrlehren, welche seine Priester ihnen verkündigten. Auch in unserem Lande hatte der ärgste Aberglaube tiefe Wurzeln gefaßt. Die Maria verehrte man auf abgöttische Weise als Mutter Gottes und Königin des Himmels und glaubte durch ihre Fürbitte Vergebung der Sünden zu erlangen. In Nücheln in Holstein war ihr Bild aufgestellt, das viele Wunder verrichten sollte und von vielen Pilgern besucht wurde. Im Kloster zu Bordesholm wurden ihre Nählade, ihr Nähtuch und Nähkissen, ihre Flechten und Krystalle, ja die Reste von ihrem Ohrenschmalz den Besuchern zur Verehrung ausgestellt. Daneben ward ein Stück von dem Kreuze Christi gezeigt, welches eine unendliche Menge von Löchern enthielt, die von Herzögen und Grafen zur Bezeichnung ihrer Sünden hineingestochen waren. Zu Klues in der Probstei Flensburg verehrte man das Bild der heiligen Anna, der Mutter der Maria, die kranke Kühe und Pferde gesund machen sollte, wenn man nur die „Klawen" und Halfter, woran sie gebunden, der Heiligen darbrachte. Den Heiland und Erlöser nannte man St. Helper und sein wunderthätiges Bild ward zu Ploen und Klipplev gezeigt. Es hing hier in einer Kapelle am Kreuze, war mit einer goldenen Krone, goldenen Handschuhen und Schuhen geschmückt und konnte nur durch ein vergittertes Fenster gesehen werden. Krankes Vieh führte man auch dahin und glaubte, daß es gesund würde. Auf dem Kirchhofe zu Gottorf war eine geweihte Kapelle, in der das Bild des heiligen Georg stand und von einer alten Frau bewacht wurde. Ihm wurden Pferde, Kühe, Ochsen, Schweine, Wachs, Flachs, Korn und vieles andere dargebracht. Aber alle diese inländischen Wallfahrtsörter, die heiligen Quellen z.b. zu Süderbrarup, genügten kurz vor der Reformation dem Volke nicht mehr. Sie pilgerten in ferne Länder, nach Rom, Spanien, selbst nach Jerusalem, um daselbst die todten Knochen längst verstorbener Männer anzubeten. Entsetzlicher aber war noch der Aberglaube, den die Priester und Mönche verbreiteten, um Geld und Gut zu gewinnen; die heiligen Sakramente reichten sie den Leuten für ein Pferd oder eine Kuh, und Vergebung der Sünden ertheilten sie für Gold und Silber. Im Jahre 1516 kam ein Gesandter des Pabstes, Arcimbold, in's Land und bot allem Volke Ablaß der Sünden an, mit der Verheißung, daß er vom Pabste die Macht empfangen habe, für Geld die völlige Reinheit und Unschuld der Seelen, wie zur Zeit der Taufe, wiederherzustellen, bis zum Tode zu erhalten und dann die Thür des Himmels zu öffnen. Selbst Raubmördern ertheilte er Ablaß ihrer Sünden, wenn sie ihm gut zahlten von ihrem Raube. — Es gab ein Gebet, von dem gesagt wurde, daß der Kaiser Karl
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