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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 503

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
503 schlecht aus, worauf er sagte: es sei doch wohl besser, daß ich zuerst in Secunda ginge; die Schule hätte auch diesen Herbst einen geschickten Con- rector bekommen. Das beugte mich; doch brach es mich nicht. 2. Harms als Prediger imlunden. Man muß in Norderditmarsen gewesen sein, und muß in Lunden gewesen sein, um es abschätzen zu können, wenn ein Prediger nicht schweigt in der Commune. Einmal : Unrecht ist Unrecht, und ein Unrechtleiden von Beamten und deren unrechtem Verfahren ist überall nicht zu leiden; dann: wenn es den Grat erreicht, daß es die Herzen beschwert, indem es die Kassen leert und die Gemüther drückt, von Gott und seinem Worte wegtreibt, weil der Beamte schwere Abgaben ausschreibt — dann, acht' ich, darf, muß auch der Prediger dazu sprechen, dazu, darein. So aber ging's in Lunden vor, in und nach dem Kriege 1812—13 her. Meine Predigt, die ich über das schlimme Treiben der Beamten hielt, ließ ich drucken zur Ermunterung, daß man das doch nicht dulden möge, da wir doch eine Obrigkeit wieder hätten in der Landschaft, dahin der Weg offen stünde. Da hab' ich nicht gesagt: Jagt die Beamten weg! Bestürmt ihnen das Haus und werft ihnen die Fenster ein! Bringt ihnen eine tüchtige Katzen- musik ! Nein, solches habe ich nicht gesagt, sondern : Gehe zu deiner Obrig- keit. — Einen gewaltigen Eindruck machte diese Predigt, indem sie gehalten wurde, einen gleichfalls unerhörten Eindruck, indem sie gelesen wurde. Mehrere haben sie auswendig gelernt. In Heide war ein Blatt aus der gedruckten Predigt genommen und an's öffentliche Brett genagelt. Man schalt mich mit Bitterkeit und Heftigkeit: Ich sollte bei der Bibel bleiben ! Kein Kirchspielvogt oder Kirchspielschrciber, kein Advocat und Advocaten- schreiber sprach mit mir, wenn ich mit einem solchen zusammentraf. Im landschaftlichen Hause zu Heide, einem Wirthshause, konnte ich kaum ein Quart Wein bekommen; Wirth und Wirthin schoben es mir mit abge- wandtem Gesichte zu. Meine Vertheidiger hatte ich auch, darunter recht eifrige, und sogar ein Kirchspielvogt sagte mir bei einem Zusammenkommen mit ihm, cs wäre recht gut gewesen, daß ich die Sache aufgerührt hätte. Die Sache würde aber wohl bcigetrocknet sein, wenn nicht mit dieser Pre- digt ein anderer Gang gemacht worden wäre. Ein angesehener Landmann im Kirchspiel Lunden hatte sich bei der Regierung über Ungebührlichkeiten der Ortsbeamten beschwert und am Schluß seiner Beschwerdeschrift ange- führt: Damit S. Königl. Majestät nicht denken möchten, daß er überhaupt ein Unzufriedener sei, oder der einzige im Kirchspiel, so lege er eine ge- druckte Predigt bei, die von einem der beiden Prediger in Lunden gehalten worden, in welcher zu ersehen wäre, wie es überhaupt stünde und ginge. Hierauf kam ein Befehl an das Kirchenvisitatorium, mich über diese Predigt zu vernehmen, welches geschah. Einige Tage darnach bekam ich von Glück- stadt den Befehl, vor einer obergerichtlichen Commission in Lunden zu er- scheinen. Die Commission kam, und ich erschien. Ich war bereitet, hatte mich gerüstet, für jede meiner Bebauptungen durchgängig drei Beweise an-
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