1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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zugeben. Auf das Erfordern, Männer namhaft zu machen, die gleichfalls Aus-
kunft über Kirchspiels - und Landes - Angelegenheiten geben könnten, nannte
ich Verschiedene, die denn auch von den Herren herangerufen wurden. Die
Untersuchungen wurden nach zwei Tagen geschlossen, und die Commission
begab sich nach einem andern Kirchspiel, und von einem Kirchspiel nach
dem andern, ich meine durch die ganze Landschaft. Was sie bewirkt habe?
— Nur das Eine verstatte man mir zu erzählen, als Zxugniß dafür, wie
ich der ganzen Landschaft einen Dienst erwiesen habe, was in allen Kirch-
spielen dankbar anerkannt worden ist. Zwei bis drei Jahre später, da ich
in Kiel Prediger war, ritt ich einmal von Kiel nach Lunden und lenkte
wegen eines schweren Regens in ein offenes Bauernhaus ein in einem zum
Kirchspiel Tellingstedt gehörigen Dorfe. Der Wirth ist aus der Diele;
ich bitte unter seinem Dache etwas verweilen zu dürfen. Das gab er zu,
fast wortlos, anscheinend ganz verstimmt. Ich binde mein Pferd auf der
Diele irgendwo an; darauf sagt er doch, daß ich in die Stube treten
möchte. Da sitz' ich denn neben ihm, stumm beide. Der Regen wird
heftiger. Nun, sagte er, es wird ja alles verderben. — Sie haben wohl
Heu draußen? — Ja. Ich sagte ein tröstliches Wort zu ihm. Darauf
fragte er mich, woher ich käme? Aus Kiel. Wohin ich wollte? Nach
Lunden. — Sind Sie vielleicht Pastor Harms, der von Lunden nach Kiel
gekommen ist? — Ja. — Darauf ruft er durch die offene Stubenthür:
Mutter, bring' mal Butter und Brot herein und den Branntwein! Da
ich merkte, daß es um meinetwillen geschehen sollte, erwiderte ich ablehnend,
ich hätte nur wollen das schwere Schauer vorübergehen lassen, zu essen und
zu trinken begehrt' ich nicht. Ei, sagte er, Herr Pastor, das haben Sie
verdient! — Womit? — Das kann ich nicht allein, sondern das kann
jeder Bauer in ganz Ditmarsen mit dem Quittungsbuch beweisen,
darin steht's.
3. 9 Sätze von den 95, die Claus Harms gegen allerlei Irr-
und luirnissc innerhalb der lutherischen Kirche bei Gelegenheit
der 300jährigen Feier der Reformation 1817 herausgab.
Die Vergebung der Sünden kostete doch Geld im sechzehnten Jahrhundert;
im neunzehnten hat man sie ganz umsonst, denn man bedient sich selbst damit.
„Zwei Ort', o Mensch, hast du vor dir," hieß es im alten Gesangbuch. In
neuern Zeiten hat man den Teufel todtgeschlagen und die Hölle zugedämmt.
Zittern und beben muß man, wenn man bedenkt, wie gottlos, d. h. ohne Gott
und dessen Furcht die Menschen jetzt sind.
Man soll die Christen lehren, daß sie nicht ein blindes Vertrauen auf die
Prediger setzen, sondern selbst mit zusehen und forschen in der Schrift, ob sich's also
verhalte.
Sagen, die Zeit habe die Scheidewand zwischen den Lutheranern und Refor-
mierten aufgehoben, ist keine reine Sprache. Es gilt, welche sind abgefallen von
dem Glauben ihrer Kirche, die Lutheraner oder die Reformierten? oder beide?
War auf dem Gespräch zu Marburg 1519 Christi Leib und Blut in Brot und
Wein, so ist es noch 18 l 7.
Die evangelisch-katholische Kirche ist eine herrliche Kirche; sie hält und bildet
sich vorzugsweise am Sakrament.