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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 511

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
511 Stall, Scheuer in sich. Eine große Einfahrt ohne Durchfahrt führt in das Haus, so daß der Erntewagen immer verkehrt wieder herausgefahren werden muß. Den Hauptraum bildet die große Dreschdiele oder Tenne, und rings um diese gereiht liegen die Wohnzimmer, Küche, Wirthschaftsranm, Vorrathskammer und Stal- lungen. Letztere liegen an beiden Seiten der Diele, und in ihnen steht das Vieb (Kühe und Pferde) mit den Köpfen der Diele zugekehrt. Am oberen Enve liegt der Feuerherd, die Hauptstätte des Hauses, ganz frei, so daß man um denselben herum gehen kann. Da das sächsische Haus ohne Schornstein ist, so muß der Rauch unter der Decke hinziehen und seinen Weg durch das Dach suchen, wodurch die auf- gehängten Speckseiten, Schinken und Würste geräuchert werden. Hinter dem Feuer- herd, der großen Einfahrt gegenüber, führen Thüren in die Wohnzimmer, durch deren Fenster man in den Garten sieht. Besonders bezeichnend für das sächsische Haus sind noch die aus der heidnischen Zeit herübergenommenen hölzernen Pferde- köpfe an den Giebeln der First. — Wenn nun auch in der neueren Zeit diese Bauart verändert ist durch Anlegung von Vordielen, Schornsteinen, Küchen und Kellern u. s. w., so sind doch auch wesentliche Eigenthümlichkeiten, die zur Straße gerichtete Giebelseite mit der großen Einfahrt, die große Diele, zu beiden Seiten derselben die Viehställe und am Ende die Wohnstuben geblieben. Von dieser eigentlich sächsischen Bauart findet man noch Abweichungen im Amte Reinfeld undtraven- dahl, wo die Häuser eine ganze Durchfahrt haben, sowie in Femarn und Dit- marsen, wo am oberen Ende der Diele ein großer Saal, Pesel genannt, liegt. Vas dänische Haus. Die dänische Bauart beginnt nördlich von der Schlei und erstreckt sich fast über das ganze Herzogthnm; sie strebt nach der Straße, der die Längenseite des Wohnhauses und die Fenster zugekehrt sind. Ein Hof besteht aus mehreren Ge- bäuden; die Hausthiere wohnen nicht in Gemeinschaft mit den Menschen, sondern sind in besondere Stallungen verwiesen. Die Wirthschaftsgebäude sind überhaupt strenge von dem Wohnhause geschieden und enthalten besondere Abtheilungen für Korn, Heu, Torf u. s. w. Alle Gebäude zusammen bilden häufig ein Viereck oder doch drei Seiten desselben und schließen einen Hofplatz ein, in dessen Mitte der Düngerhaufen liegt. Alle dänischen Häuser haben Schornsteine, der Haupteingang liegt an der Längenseite gegen Süden: Pferde und Kühe sind nicht mit den Köpfen nach der Langdiele, sondern den Außenwänden zugewandt. — Alle Zimmer haben besondere Namen, das größte wird Pesel genannt, welches die große Diele des sächsischen Hauses ersetzt. Rings umher an den Wänden stehen große eichene Kisten mit künstlichem Eisenbeschlag von durchbrochener Arbeit, mit Blumen, Namenzügen und Jahreszahlen geziert, in welchen sich der Schatz an Bett- und Leinenzeug, der heimliche Reichthum, befindet. Der Pesel ist ohne Ofen, hat eine steinerne Diele und wird gebraucht an Tagen besonderer Familienfeste. — Bon dieser regelmäßigen Bauart finden sich in einzelnen Gegenden (Friesland, Sunde- witt) manche Abweichungen, und häufig läßt sich sächsischer Einfluß bemerken, z.b. fehlt in den anglischen Häusern die Quadratform. Der eiderstedsche Hauberg. Ganz abweichend von der sächsischen und dänischen ist die Bauart in der eider- stedschen Marsch. Alle Höfe liegen auf breiten, hohen, aufgeworfenen Hügeln, sogenannten Warften, welche bei einem Deichdurchbrnch selbst gegen die Meeres- fiuten Schutz gewähren. Ein größerer Marschhof heißt Hauberg und hat seinen Namen wahrscheinlich ans der Zeit erhalten, wo noch die Henbergung die Haupt- beschäftigung der Bewohner war. Das Gebäude bildet gewöhnlich ein großes, der Quadratform sich näherndes Rechteck, welches in der Mitte einen ganz von Zimmer- werk gebauten viereckigen Raum (de Veerkant) einschließt, der als Grundfach dient und früher zur Bergung des Heues bestimmt war. Um diesen Veerkant herum liegen vier andere langgestreckte Vierecke; das gegen Süden gerichtete dient zum
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