1840 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Vetter, J. A., Preuß, August Eduard
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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mit dem räthselhaften Steine in der Tasche stand unter den
Zuschauern eben auch da und erkannte seinen Beleidiger.
Jetzt fuhr er schnell mit der Hand in die Tasche; jetzt griff
er nach dem Steine; jetzt heb er ihn schon in die Höbe, um
ihn wieder nach seinem Beleidiger zu werfen. Aber wie
von einem guten Gerste gewarnt, ließ er ihn wieder fallen
und ging mit bewegtem Gesichte davon.
Daraus kann man lernen erstens: Man soll im Glücke
nicht übermüthig, nicht unfreundlich und beleidigend gegen
geringe und arme Menschen sein. Denn es kann vor Nacht
leicht anders werden, als es am frühen Morgen war, und:
Wer dir als Freund nichts nützen kann, der kann vielleicht
als Feind dir schaden. Zweitens: Man soll seinem Feinde
keinen Stein in der Tasche und keine Rache im Herzen
nachtragen. Denn als der arme Mann den seinen auf die
Erde fallen ließ und davon ging, sprach er zu sich selbst so:
„Rache an dem Feinde auszuüben, so lange er reich und
glücklich war, das war thöricht und gefährlich; jetzt, wo er
unglücklich ist, wäre cs unmenschlich und schändlich.
Joh. Paul Hebet.
3 58. Sanftmuth. (Eine wahre Begebenheit.)
In einer bedeutenden Provinzialstadt Frankreichs lebte
ein biederer Pfarrer, der nicht nur ein wackerer Prediger
sondern auch ein treuer Hirt, ein liebender Vater seiner
Gemeinde war. Trost, Hülfe und Beruhigung zu bringen,
wo es Noth that, dies war des edelu, frommen Mannes
eifrigstes Bemühen. Obgleich er indess zu den eingesammel-
ten Almosen den größten Theil seines eigenen Einkommens
hinzuthat, so fehlte es ihm doch nicht selten an Mitteln,
um der Noth der zahlreichen Armen seines Sprengels ab-
zuhelfen.
Einst suchte eine verheerende ansteckende Krankheit die
Gemeinde des wackern Mannes heim. Tod und Verderben
bringend waren ihre Wirkungen. Keine Familie blieb ohne
Krankheit; in jedem Hause, in jeder Hütre lag ein Todter
oder ein Sterbender; aber überall auch erschien der treue
Pfarrer den Leidenden helfend mit Speise, Pflege und Ar-
zenei. Sein tröstendes Wort beruhigte die Verzweifelnden,
seine Hülfe rettete Manche vom Tode.
Ittdesicn vermochte er dock nicht die große Anzahl von
Kranken aus der arbeitenden Klaffe, von denen die Meisten
in gesunden Tagen sich und ihre Familien nur durch ihrer
Hände Arbeit ernährten, mit allen erforderlichen Bedürfnissen