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1. Preußischer Kinderfreund - S. 139

1840 - Königsberg : Bon
— 139 — zu versehen. Was that der edle Mann? Sich selbst ver- gessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst seist entbehrlichstes Kirchengeratbe, um den Notleidenden mit dem Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche die einfache, schmucklose Tugend nie ohne glücklichen Erfolg ausübt, verdankte er ansehnliche Beisteuern seiner bemittel- ten Mitbürger. Wo aber die Noth von Dauer ist, da pflegt dft Mildthätigkeit bald zu erkalten. Auch hier nahm sie täglich ab, während die ansteckende.krankheit immer fort wüthete. * Schon wusste der unermüdete Pfarrer, den ein sichtba- rer Schutz bisher vor Ansteckung bewahrt hatte, in seiner Noth nicht mehr zu helfen! erschöpft waren aste seine Hülfs- queüen; ibm selbst blieb Nichts mehr als das nackte Leben, und sein Vertrauen au^ Gottes Hülfe. Da erfuhr er zufäl- lig, dass ein in der Nähe wohnender reicher Mann, der sich durch Lieferungen bereichert hatte, eben jetzt auch im Spiele eine große Summe gewonnen hätte. Ungeachtet der gute Pfarrer diesen Mann nur dem Namen nach kannte, besann er sich doch keinen Augenblick, und eilte am folgenden Mor- gen nach seiner Wohnung hin. Er lässt sich melden; aber der Zutritt wird ihm verweigert. Er bittet, flehet und bet- telt; nach langem Widerstände wird er endlich vorgelassen. Er findet den glücklichen Spieler von der nächtlichen An- strengung erschöpft und im Begriffe, sich zu Bette zu legen. Nun beginnt der beredte Menschenfreund ihm in einem rüh- renden Gemälde das Elend und die Verzweiflung zu schil- dern, worin so viele seiner von der Seuche heimgesuchten Pfarrkinder hülflos schmachten; er beschließt dieses ergrei- fende Gemälde mit einer Bitte um kräftige Unterstützung, und die Thränen des Greises besiegeln die Wahrheit seine'' Worte, die Dringlichkeit der erbetenen Hülfe. Kalt und stumm blieb der schlaflustige Reiche einige Augenblicke, wäff reud er den Bittenden mit unwilligem Blicke von oben bis unten maß. Endlich holte er aus seiner Börse ein Franken' stückchen (etwa 7 Sgr.) und reichte es dem Pfarrer hin, den er, ohne Achtung für seine weißen Haare, für sein geheilig- tes Amt und den ehrwürdigen Grund seines Besuches, aus- schalt, weil er so zudringlich sei und zu einer so ungelegenen Stunde gekommen. Doch so leicht lässt der Edle auf hal- dem Wege sich nicht abfinden. Der Pfarrer bittet um die Gunst, weiter reden zu dürfen, und ohne des Grollenden Antwort zu erwarten, spricht er noch weit nachdrücklicher, beweglicher als zuvor; er bietet alle Hülfsmittel der Be-
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