1840 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Vetter, J. A., Preuß, August Eduard
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
192
204. Silvanas.
Etwa lm zweiten Jahrhunderte n. Ch. G. kam einst zu
den Brüdern auf dem Berge Sinai, unter denen Sikvanus
Abt war, ein fremder Bruder. Da dieser sah, dassjene ar-
beiteten, sprach er zu ihnen: „Warum wirket ihr doch Speise,
die vergänglich? Maria bat das gute Theil erwählet." .Da
sagte der Abt zu seinem Jünger Zacharias: „Gieb dem frcm-
den Bruder ein Buch, und führe ihn dort in jene Zelle, dass
er ungestört lesen könne." Und der Bruder saß und las.
Da aber die neunte Stunde kam, sahe er fleißig aus den Weg
hinaus, ob denn keiner käme, ihn zum Essen zu rufen. Und
er barrete noch eine Stunde; dann aber ging er hinaus zum
Abte, und fragte ihn, ob denn die Brüder noch nicht äßen.
Jener antwortete: „Es ist bereits geschehen." Da fragte
der Fremde, warum er denn nicht auch gefordert sei zum
Essen? — Silvanus antwortete: „Ich habe geglaubt, Du
bist ein geistlicher Mensch, der wie Maria das beste Theil er-
wählt hat, und den ganzen Tag sitzet und lirset, und der
vergänglichen Speisen nicht bedarf. Wir aber als fleischliche
Leute bedürfen der vergänglichen Speise; darum arbeiten
wir auch." Da erkannte der fremde Bruder sein Unrecht;
und der Abt erquickte ihn und sagte: „Bedenke doch, mein
Bruder, dass hwr auf Erden keine Maria fern kann ohne
Martha!"
G H. Schubert.
205. Die Schlangen.
Kein Theil der Naturgeschichte soll dem Menschen un-
bekannt bleiben, am allerwenigsten sollte man sich durch die
Hässlichkeit oder Schädlichkeit erues Thieres abbalten lassen,
es näher kennen zu lernen, denn immer wird man, was für
ein Thier es auch sein mag, Neues und Merkwürdiges er-
fahren. Auch von den Schlangen, diesen so verschrienen
Thieren, will ich doch zeigen, dass es möglich ist, Etwas von
ihnen zu erzählen, was merkwürdig und lehrreich ist, und ge-
wiss Jeden begierig machen wird, noch mehr davon zu
hören. —
Du wirst wol, mein lieber Leser, erst sehr wenige Schlan-
gen gesehen haben? Vielleicht eine Ringelnatter, die bei uns
am gemeinsten ist? oder die hübsche braunglauzeude Blind-