1810 -
Berlin
: Realschulbuchh.
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Niedere Bürgerschule, Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
zur Beförderung guter Gesinnungen re. zi
16. Der Unzufriedene.
Ädolph hatte wohlhabende und sehr gütige Eltern^
Da sie nur den einzigen Sohn hatten, so wandten sie
sehr viel an ihn, und Adolph.hatte daher alles, was
er sich nur wünschen mochte: gute Kleider, alle Tage
gut zu essen, und manches Vergnügen. Aber eben
darum, weil es ihm zu wohl ging, wurde er unge-
nügsam und unzufrieden, das heißt: ec freuete sich nie-
mals über das, was er hatte, und fand immer etwa-
daran zu tadeln, daher er beständig etwas anderes und
besseres verlangte. Wenn er z. B einen neuen Rock
bekam, so hatte er bald an den Knöpfen etwas auszu-
setzen, oder er war »hm zu weit, zu lang, zu enge u. s w.
Gingen seine Ettern mir ihm spazieren, so klagte er bald
über die Hitze, bald über den weiren Weg, seufzte be,
ständig, und sagte fast alle Augenblicke: wenn wir doch
nur erst da waren! War man endlich angekommen, so
gefiel es ihm wieder an diesem Orte nicht, und er
wünschte, daß seine Eltern mit ihm nach einem andern
Orre gegangen waren. Auf diese Art verbittert? sich
der unzufriedene Adolph fast jedes Vergnügen, und wur-
de seines Lebens nicht froh. Ec hatte keine Freunde/
denn wer möchte wohl gern mit einem solchen Unzufrie-
denen umgehen? Er hatte aber auch fast niemals ein fröh-
liches Herz, und genoß das Gute, welches er hatte, we,
mg oder gar nicht. Möchtet ihr ihm wohl ähnlich «erden Í
17* Der Barmherzige.
Äunj und Klaus gingen an einem sehr kalten
Wi- teriage mit einander über Feld. An der Straße
fanden sie einen unbekannten Menschen im Schnee
liegen, welcher fest zu schlafen schien. Kunz hatte
Mitleiden mit ihm, und aus Besorgnrß, daß er er-
frieren möchte, näherte er sich ihm, um ihn aus dem
Schlafe zu wecken Aber so v,el er ihn auch rüttelte,
so erwachte er doch nicht. Den kannst du lange rüt-
teln, rief Klaus lachend, er wird nicht aufwachen,
er ist betrunken; laß den Kerl liegen, und komm, es
ist kalt. Nein, antwortete Kunz, sa unbarmherzig