1834 -
Berlin Leipzig
: Reimer Herbig
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 129
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
und des Nachdenkens.'
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Lebens nothwerdkg. Alles dies bedarf jeder Mensch, um
zu leben; es sind Bedürfnisse.
Aber wir Alle können leben, wenn wir auch keinen Wein
zu trinken, keinen Kuchen zu esseu, und keine seidene Kleider
anzuziehen härten. Diese Dinge bedarf der Mensch als»
nicht; sie sind nicht nothwendig zu seiner Erhaltung, sie ger
hören nur Zum Wohlsein. Wer recht müde ist, der schläft
auch auf der bloßen Erde sanft und ruhig, aber er schläft
freilich lieber auf einem weichen Bette. Auf der harten Bank
lässt sich's recht gut sitzen und ausruhen; aber freilich sitzt
es sich auf dem weich gepolsterten Stuhle bequemer und ane
genehmer. Ein Nock von dem gröbsten Tuche thut recht gu.'
te Dinste, denn er schützt vor Kälte, Wind und Regen; aber
es ist freilich angenehmer, einen Nock von feinem Tuche zu
haben, der mit schönen Knöpfen besetzt ist. Also weiche
Betten, gepolsterte Stühle und kostbare Kleidungsstükke oder
Putz, gehören nicht zu den Bedürfnissen, sondern zu den
Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens, und zur
Pracht oder zum Aufwands. Aber wozu gehört der Spier
gel, die Uhr und die Violine?
Wenn wir hinreichende und gesunde Nahrung, brauche
bare Kleider und eine gute Wohnung haben, so wollen wir
zufrieden sein, wenn auch die Nahrung nicht ausgesucht und
lekker, die Kleidung nicht kostbar und glänzend, die Wohr
nung nicht prächtig, oder nicht ganz gemächlich ist.
Die Kleider schützen meinen Leib vor Kälte und Son-
nenhitze. vor Wind, Regen und Staub, und erwärmen ihn.
Einige Kleidungsstükke sind auch manchen Hand-
werkern bei ihrer Arbeit nützlich und nothwendig, z. B- die
Schürzen den Bäkkern, Töpfern, Maurern und Zimmerlcu-
tcn, (wozut); das Schurzfell dem Bergmann; das blaue
oder weiße Hemde, welches über den Nock gezogen wird, dem
Fuhrmann u. a. m. Daher kann man auch oft schon an
der Kleidung merken, was für ein Gewerbe jemand treibt,
oder zu welchem Stande er gehört. An seiner Kleidung kann
ich den Soldaten von dem Handelsmanne, den Bedienten
von seinem Herrn, den Bauer von dem Einwohner der
Stadt, den Prediger von dem Kaufmann, den Bäcker von
dem Schornsteinfeger unterscheiden.
Die Kleidung eines Soldaten, eines Untcrofsiziers und
Postillions (Postknechts) wird die Moncur genannt. Die