1834 -
Berlin Leipzig
: Reimer Herbig
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 129
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 79
er auf den Beistand seiner Gefährten trotzte. Hätte ich ihn
heute, da er allein war, nicht rn großer Noth angetroffen, er
hatte es ausbaden sollen! Aber vielleicht wäre den ganzen
Tag kein Fuhrmann die Straße gekommen, der ihm hätte
helfen können, und das unschuldige Vieh jammerte mich! —
Wie gefällt euch die Denkungsart des Kutschers?
45. -Traurige Folgen der Wildheit.
Ferdinand, dersohn einer armen Wittwe, war von sei-
ner frühesten Kindheit an, ein wilder, ungehorsamer und
leichtsinniger Knabe. Sein Vater hatte ihn sirenge gehal-
ten, starb aber, als er erst 5 Jahre alt war, und die Mutter
war zu weichherzig, als daß sie sich hätte entschließen können,
den wilden Ferdinand zu züchtigen, wenn er ungehorsam ge-
wesen war; sie wollte ihn so gern bloß durch liebreiche Er-
Mahnungen und Warnungen ziehen. Aber darauf achtete der
Wildfang nicht. Oft bat sie ihn sehr rührend, er möchte doch
nicht mehr so gefährliche Sprünge machen, und sein Leben
nicht durch Klettern in Gefahr setzen; aber kaum war er ihr
aus den Augen, so sprang und kletterte er, wie zuvor, und oft
kam er dann so erhitzt nach Hause, d.aß die gute Mutter über
ihn erschrack. So viel ste ihn auch warnte, daß er doch ja nicht
kaltes Wasser trinken möchte, wenn er erhitzt wäre, so ließ
sich der Knabe doch nicht abhalt.seinen Durst »uch dann zu
befriedigen, wenn er von Schweiß triefte. Aber was ge-
schah? An einem schwülen Tage kam er, äußerst erhitzt,
nach Hause, und klagte über Seicenschmerzen und Üebelkeit.
Die geängstete Mutter versuchte vergebens, ihm Linderung
zu verschaffen, und da seine Klagen immer stärker wurden,
so holte sie endlich einen Arzt herbei. Als dieser Ferdinanden
genauer befrag', und seinen Körper untersucht hatte, fand es
sich, daß er sich durch heftiges Springen einen gefährlichen
Bruch zugezogen hatte. Ihr könnt denken, lieben Kinder,
welch einen Schreck die arme Mutter hierüber hatte, und sie
würde außerdem noch durch die Unkosten gelitten haben,
welche ihr diese Krankheit ihres wilden Sohnes verursachte,
wenn nicht der menschenfreundliche Wundarzt dem Knaben
-ein Bruchband geschenkt hätte. Doch dies war nicht ein Mal
das einzige und größte Unglück, welches sich Ferdinand durch
seine Wildheit zugezogen hatte; denn bald zeigte es sich, d^
er auch an der Brust Schaden gelitten hatte, und e*st
elender, schwächlicher Mensch bleiben würde. Qr, ^