1834 -
Berlin Leipzig
: Reimer Herbig
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 129
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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V. Products der Erde.
entbehrlich sind, weil man 10 bis 14 Tage mit ihnen durch
brennende und wasserlose Sandwüsten reisen kann, ohne daß
man nöthig hat, sie zu tränken, und die mit einer Last von
1200 Pfund in einem Tage 12 Meilen zurücklegen. — Na-
türlicher Weise sind die Menschen in den heißen Ländern nicht
so stark und nicht so thaiig, wie in den gemäßigten Himmels-
strichen, und darum hat Gott den Boden in .diesen Länder»
so fruchtbar gemacht, daß er beinahe ohne alle Bearbeitung
die schönsten Früchte in dem größten tteberflusse hervorbringt.
Die Natur ist dort in beständigem Wachsthum, die Bäume
werden dort nie kahl, und die Felder nie teer, sondern Blüthen
und Früchte, Saaten und Erndten folgen ununterbrochen auf
einander. Da die Bewohner dieser Länder wegen der großen
Hitze keine schwere Kleidung ertragen können, so hat Gott
dafür gesorgt, daß die Seidenraupe ihnen durch ihr feines
Gewebe die leichteste Kleidung verschafft.
Ganz anders sind dagegen die Produkte der kalr
ten Lander Hier kann der Boden nicht anders, als höchst
unfruchtbar sein, weil der Winter in diesen Ländern nur für
wenige Wochen aufhört, und die in den langen Sommer-
tagen unglaublich schnell emporgewachsenen Pflanzen von
der Kälte getödtet werden, ehe sie noch zur gehörigen Reife
gelangt sind. Das Pflanzenreich liefert also in diesen Ländern
den Menschen fast gar keine Nahrung. Aber was ihnen hier
abgeht, wird ihnen reichlich durch eine außerordentliche
Menge von Fischen und wilden Thieren ersetzt. Ir,dem sie
diese zu erjagen suchen, kommt ihr Bluc in Wallung, und wird
in beständiger Wärme erhalten, und die dikken Pelze des er,
jagten Wildes schützen sie gegen die erstarrende Kälte. Aber
ihren größten Reichthum machen die Rennthiere aus,
denn von ihnen erhalten sie Alles, was wir von unserm Rind-
vieh, unsern Pferden und Schafen erhalten, und sie sehen
fast alle ihre Bedürfnisse durch diese Thiere befriedigt, ohne
daß sie nöthig haben, für die Erhaltung ders Iben die geringste
Sorge zu tragen. Dir ganze Nahrung des Rennthieres be-
geht nämlich in Baumblättern und Moos, und diese sucht
es sich selbst, sogar im härtesten Winter, indem es das Moos
mit seinem Geweih und mit dem Hufe unter dem Schnee her-
vorzukratzen weiß. Dennoch gewöhnt es sich sehr leicht an die
Menschen, und wird von ihnen zum Reiten, Lasttragen und
Ziehen der Schlitten gebraucht. Zn einem Tage läuft es 20
hts 30 Meilen, Kie Rennthierkühe geben eine sehr fette