1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und des Nachdenkens.
Lebens nothwendig. Alles dies bedarf jeder Mensch, um
zu leben: es sind Bedürfnisse.
Aber wir Alle können leben, wenn wir auch keinen Wein
zu winken, keinen Kuchen zu essen, und keine seidene Kleider
anzuziehen hätten. Diese Dinge bedarf der Mensch also
nicht; sie sind nicht nothwendig zu seiner Erhaltung, sie ge-
hören nur zum Wohlsein. Wer recht müde ist, der schläft
auch auf der bloßen Erde sanft und ruhig, aber er schläft
freilich lieber aus einem weichen Belte. Aus der harten Bank
lässt sich's recht gut sitzen und ausruhen: aber freilich sitzt
es sich auf dem weich gepolsterten Stuhle bequemer und
angenehmer. Ein Rock von dem gröbsten Tuche thut recht
gute Dienste, denn er schützt vor Kälte, Wind und Regen;
aber es ist freilich angenehmer, einen Rock von seinem Tuche
zu haben, der mit schönen Knöpfen besetzt ist. Also weiche
Betten, gepolsterte Stühle und kostbare Kieidungsstükke oder
Putz, gehören nicht zu den Bedürfnissen, sondern ju den Be-
quemlichkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens, und zur
Pracht oder zunr Auswande. Aber wozu gehört der Spie-
gel, die Uhr und die Violine?
Wenn wir hinreichende und gesunde Nahrung, brauch-
bare Kleider und eine gute Wohmmg haben, so wollen wir
zufrieden sein, wenn auch die Nahrung nicht ausgesucht und
lekkcr, die Kleidung nicht kostbar und glänzend, die Woh-
nung nicht prächtig, oder nicht ganz gemächlich ist.
Die Kleider schützen meinen Leib vor Kälte und Son-
nenhitze, vor Wind, Regen und Staub, und erwärmen ihn.
Einige Kleidungsstükke sind auch manchen Haud-
werkern bei ihrer Arbeit nützlich und nothwendig, z. B. die
Schürzen bcu Bäkkern, Töpfern, Maurern und Ziminerleu-
ten (wozu?); das Schurzfell dem Bergmann; das blaue oder
weiße Hemde, welches über den Rock gezogen wird, dem Fuhr-
mann u. a. m. Daher kann man auch oft schon an der Klei-
dung merken, was für ein Gewerbe jemand treibt, oder zu
welchem Stande er gehört. An seiner Kleidung kann ich
den Soldaten von dem Handelsmanne, den Bedienten von
seinem Herrn, den Bauer von dem Eillwohner der Stadt,
den Prediger von dein Kaufmann, den Bäkker von dem
Schornsteinfeger unterscheiden.
Die Kleidung eines Soldaten, eines Unteroffiziers und
Postilloirs (Poftkncchts) wird die Montur genannt. Die