1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
88 Iv. Von der Erde und ihren Bewohnern.
in furchtbarer Gestalt, Tod und Verwüstung drohend,
gleich unergründlichen und unerschöpflichen Schmelzöfen,
welche von Zeit zu Zeit eine glühende Flüssigkeit, welche
Lava genannt wird, unter fürchterlichem Krachen und leuch-
tenden Blitzen ausströmen lassen. In Europa sind jetzt
vorzüglich die beiden Vulkane oder Feuerberge Vesuv und
Aetna in schrecklicher Bewegung.
Wunderbar hat Feuer und Wasser in den Gebirgen
unermessliche Höhlen gebildet, die, gleich Grotten, sich in
mächtigen Gewölben erheben, und mehrentheils abwärts,
von Abgründen durchschnitten, oft mehrere Meilen weit sich
hinziehen. Ein unaufhörlicher Steinrcgen bildet an den ho-
hen Gewölben dieser Höhlen wunderbare Gestalten, welche
größtentheils in der Form der Eiszapfen drohend herabhän-
gen, und Stalaktiten genannt werden. Die Masse heißt
mit Recht Tropfstein, weil sie durch herabtröpfelnde und
allmählig erstarrende Flüssigkeiten gebildet wird.
Hie und da haben gewaltige Ströme die Gebirgsmas-
sen durchbrochen und von einander gerissen, so daß die
Wände der stehengebliebenen ein ungeheures Thor bilden.
So entstanden die Meerengen, durch welche Länder getrennt,
Meere verbunden werden, wie z. B. die Meerenge von
Gibraltar, an welcher die Spitzen von Europa und Afrika
sich nähern, und durch die das mittelländische Meer in den
Ocean strömt.
In der langen majestätischen Reihe der Bergriesen steht
obenan der mächtige Dawalagiri (d. h. der weiße Berg)
auf dem Himalayagebirge in Asien. Er erhebt sich
25183 pariser Fuß über dem Meere und ist der bis jetzt
bekannte höchste Punct der ganzen Erde. Unter den Ber-
gen Amerika's ist der Nevado de Sorata 23644 Fuß
hoch über der Meeresfläche erhaben, der sonst für den höch-
sten Berg geachtete Chimborazo nach den neusten Messun-
gen 20148 Fuß. Diesem folgt der Montblanc mit einer
f»öhe von 14764 Fuß; diesem der Mont Rosa mit 14222
uß; diesem die Jungfrau, eine Bergspitze Helvetienö oder
der Schweiz mit 12860 Fuß. Bis zu 12022 Fuß sinkt
der Ortler in Tirol und bis zu 11502 der Pik auf der
Insel Teneriffa herab, und alle diese Berggipfel, weder von
Menschen noch Thieren bewohnt, mit ewigen Schneemassen
bedeckt, bieten den schauerlichen Anblick einer leblosen, von
düsteren Abgründen durchschnittenen Wüste dar, und sind