1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vi. Von dem Menschen.
der Mensch einathmet, so wird das Blut, bei seinem Durch-
gänge durch die Lnnge abgekühlt und erftischt. Der Weg,
dm das Blut bei seinem Umlaufe zu machen hat, beträgt un-
gefähr 150 Fuß, oder gegen 75 Ellen, und doch legt es die-
sen Weg in der Unzen Zeit von etwa 5 Minuten zurück.
Welch eine bewundernswürdige Schnelligkeit!
Das Herz eines gesunden Menschen zieht sich in Einer
Minute sechzig bis achtzig Mal zusammen, und also in einer
Stunde drei tausend sechshundert Mal; wie erstaunenswür-
dig ist diese Bewegungskraft, besonders, wenn man bedenkt,
daß das Herz sich von selbst, ohne irgend einen Anstoß, oder
Trieb von außen bewegt! Und wie sehr müssen wir dabei
die Weisheit des Schöpfers bewundern, der das Herz so ein-
gerichtet hat, daß seine Bewegung oder Zusammenziehung
und Ausdehnung nicht von dem Willen des Menschen ab-
hängt, sondern ohne seinen Willen, und ohne daß er sich des-
sen bewusst wird, geschieht. Denn wie leicht würden wir
dabei Etwas vergessen, und augenblicklich hörte dann unser
Leben auf.
Wenn du dich erhitzt hast, so dringt eine wässrige Feuch-
tigkeit aus deinem ganzen Körper, welche Schweiß ge-
nannt wird. Da der Schweiß nur dann aus dem Körper
dringt, wenn dein Blut durch Laufen oder Arbeit in eine unge-
wöhnlich^schnelle Bewegung gekommen ist, so erhellet daraus,
daß der Schweiß vom Blute abgesondert wird, oder sich ab-
setzt. Auch die Thränen gehören zu den wässrigen Feuchtigkei-
ten, welche von dem Blute abgesondert werden. Sie fließen
aus kleinen Bläschen, welche man Drüsen nennt, und die
in den Augenhöhlen angebracht sind. Die Thränenfeuchtig-
keit ist für das Auge sehr wohlthätig, denn sie verhindert, daß
das Auge trokken wird, und befördert die Beweglichkeit des-
selben. Auch zur Reinigung des Auges dient diese Feuchtig-
keit^ denn sie spült gleichsam den Staub und alle andere Un-
reinigkeiten, welche in das Auge geflogen sind, aus demselben
weg, und darum hat es Gott sehr weise so eingerichtet, daß
die Augen sogleich thränen, wenn sie voll Staub oder anderer
Unreinigkeit sind. — Beständig dringt aus unserem Körper
ein wässriger Dunst, auch dann, wenn wir nicht schwitzen;
dieser Dunst wird ebenfalls von dem Blnte abgesondert.
Auch noch eine andere Flüssigkeit, welche salzig ist, der
Urin, wird täglich und sehr häufig von dem Blute ab-
gesondert. Diese Absonderung geschieht in den Nieren,
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