1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vi. Von dem Menschen.
die Speisen in die Gedärme geleitet werden. Die Gedärme
sind weiche Rohren, welche aus einer glatten, inwendig
schleimichten Haut bestehen. Sie machen nur einer: einzigen
Darmkanal" aus, welcher sechs Mal länger ist, als der
ganze Mensch. Dennoch haben sie im Unterleibe vollkom-
men Platz, weil sie eine gewundene Lage haben. Den obersten
Theil dieser Gedärme nennt man den Zwölffingerdarm,
der letzte heißt der Mastdarm. In dem Zwölffingerdärme
wird der Brei, welcher im Magen aus den Speisen entstan-
den ist, noch mehr verdünnt, durch das Zusammenziehen
starker Muskelfasern zusammengeknetet, und mit der Galle,
einer bittern und schleimichten Feuchtigkeit, vermischt. Durch
diese Vermischung werden die guten Nahrungstheile aus
den Speisen abgesondert. So gehen sie dann in die übri-
gen Därme, die sie endlich in eine weißliche, milchartige Flüs-
sigkeit verwandeln, welche der Nahrungs fast genannt wird.
Ihr könnt leicht denken, daß diese Gedärme in bestän-
diger Bewegung sein muffen, wenn der Nahrungsbrei aus
einem Gedärme in das andere gedrängt, und zugleich ver-
dünnt werben soll. Die Bewegung der Gedärme, so wie die
des Magens, ist wurm förmig, d. h. ungefähr eben so,
wie die eines Wurmes, der fortkriechen will. Aber da die
Gedärme in der Höhle des Unterleibes durch einander ge-
schlungen liegen, so können sie sich bei dieser beständigen
Bewegung leicht an einander reiben, oder in einander wik-
keln. Um dies zu verhüten, sind sie durch eine mit Fett
bewachsene Haut, die man das Gekröse nennt, unter
einander verbunden. Eine andere ebenfalls fettige Haut,
das Netz genannt, hält sie alle, wie in einem Beutel, zu-
sammen, und verhindert, daß sie mit dem Bauchfelle zu-
sammen wachsen. Durch einen heftigen Sprung oder Fall,
oder eine übermäßige Anstrengung beim Heben schwerer La-
sten, kann das Netz Löcher bekommen; dann treten die Gedär-
me aus ihrer Lage, und der Mensch bekommt einen Bruch.
Die Leber, das größte Eingeweide des Unterleibes,
dient zur Bereitung der Galle aus dem Blute. Sie liegt
gleich unter dem Zwerchfelle, und bedeckt die rechte Seite des
Magens. Auch die Milz, welche an der linken Seite des
Magens liegt, und mit ihm genau verbunden ist, trägt zur
Verdauung bei; denn sie führt der Leber das Blut zu, und
macht es zur Gallenabsonderung tauglich. Sie ist, wie
eine Zunge, nämlich länglich rund, gestaltet, und aus