1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vi. Von dem Menschen. s
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Von dem Gehirn, dem Rükkenmark und den Nerven.
Ihr wisset schon, lieben Kinder, daß man den länglich-
runden (ovalen) Knochen, welcher den oberen und Hinteren
Theil des Kopfes ausmacht, die Hirnschale oder den
Hirnschädel nennt. Eigentlich müsste man ihn den Ge-
hirnschädel nennen, denn er hat von dem Gehirn, welches
in der Höhlung des Schädels liegt, seinen Namen erhalten.
Das Gehirn ist der weichste Theil des Kopfes, und der wich-
tigste und zarteste Theil des ganzen menschlichen Körpers:
denn die geringste Verletzung desselben zieht sehr oft augen-
blicklichen Tod nach sich. Bewundert daher die Weisheit des
Schöpfers, der diesen zarten Theil mit einem Knochen umge-
den hat, welcher ih ne gleichsam zu einem festen und undurch-
dringlichen Schilde dient. Merket euch hiebei, daß das Ge-
hirn bei einem Erwachsenen kaum drei Pfund schwer ist,
und daß es beinahe den sechsten Theil alles' des Blutes in
sich fasst, welches der Mensch in seinem Körper hat.
Aus dem Gehirn und Rükkenmark entspringen viele
weiße Fäden oder schnüre von verschiedener Dikke, die sich
fast nach allen Theilen des menschlichen Körpers verbreiten.
Man nennt sie Nerven, und sie sind häustg mit einander
verbunden, oder verflochten. Sie entspringen alle paarweise.
Aus dem Gehirn entspringet: cilf Paar, aus den: Rükken-
marke über dreißig. Die Nerven sind überaus wichtige und
nothtvendige Theile unsers Körpers; denn sie machen durch
ihre Reizbarkeit, daß wir empfinden. Daher und
auch nur diejenigen Glieder unsers Körpers, in welchen
Nerven liegen, empfindlich; alle andere aber, z. B. die
Nägel, die Haare, und die Knochen, sind un empfind-
ich. Alle Nerven kommen im Gehirn zusannnen, und da-
her rührt es, daß der Mensch alle Empfindungen verliert,
wenn sein Gehirn gedrückt wird, uitb daß Einer, dem
die Nerven im Arm zerschnitten worden sind, an der Hand
keinen Schmerz mehr empfindet, wenn man auch mit ei-
nem Messer hineinschnitte. — Die Nerven sind aber nicht
bloß die Werkzeuge der Empfindung, sondern auch
der Bewegung; denn sobald ein Nerve zerschnitten,
oder unterbunden wird, verlieret: alle Glieder, zu denen
der zerschnittene Nerve hingehet, ihre Beweglichkeit, und
werden steif.