1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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. Vii. Gesundheitslehre.
Noch schlimmer ist es, wenn in der Stube, außer den
Ausdünstungen der Menschen, auch noch der Dampf von
Oellampen, Talglichtern oder Lichtschnuppen, oder vom Bü-
geln und Plätten der Wäsche, oder vom Wollkämmeu und
von brennenden Holzkohlen die Lust verdirbt. Dann können
die Menschen nicht nur krank werden, sondern sogar erstik-
ken. Man kann die Luft dadurch verbessern, daß man
Essig aus einen glühenden Stein gießt. Ein Windosen ist
ein guter Luftreiniger.
Wer in einer Stube schläft, in welcher frische Wäsche zum
Trocknen ausgehängt ist, setzt sich in die größte Gefahr, plötz-
lich an einem Schlagflusse zu sterben, oder wenigstens uner-
trägliche Kopfschmerzen und heftigen Schwindel zu bekommen.
Höret, wie es dein Gastwirth Müller ging. Dieser hatte
eine ganze Nacht nicht schlafen können, und wollte gern am
andern Tage ein wenig Mittagsruhe halten. Aber in der Gast-
stube war unaufhörlich Geräusch. Seine Frau rieth ihm, oben
auf eine abgelegene Stube zu gehen, weil er da ganz ungestört
schlafen könne. Sie selbst führte ihn hinaus, und schloss die
Thür ab, mit dein Versprechen, ihn in einer guten Stunde zu
wekken. In dieser Stube war eine Menge frische Wäsche aufge-
hängt; das bedachte die Frau nicht. Als sie nach einer Stunde
kam, um ihren Mann zu wekken, fand sie ihn, vom Schlage ge-
rührt, todt im Lehnstuhle.
Eben so schädlich sind die Ausdünstungen stark rie-
chender Blumen, und frisch mit Kalk übertünchter, oder mit
Farben angemalter Wände.
In einer ordentlichen und reinlichen Wohnstube sieht
man keine Spinngewebe, im Sommer nur wenig Fliegen,
keinen Staub, kern Stroh und keinen Unrath, also ;. B.
keine Aepselschalen, oder Knochen. Die Fenster sind hell
und klar, und man spürt keinen üblen Geruch oder stinkende
Ausdünstungen.
4. Du sollst reinlich und ordentlich sein.
Ferdinand nahm sich des Morgens nie die Zeit, sich
zu waschen und zu kämmen, rtnd seine Kleidungsstükke gehö-
rig zu säubern. Er spottete wohl gar über seine reinliche
Schwester Marie, wenn sie sich bei dem Aufstehen sorg-
fältig den Mund mit reinem urrd kaltem Wasser ausspühlte,
die Zähne putzte, das Gesicht, den Kopf und die Ohren wusch,
und dann ihr langes Haar mit vieler Mühe auskämmte.
Diesem guten Beispiel folgte der unreinliche Ferdi-
nand nicht, so oft ihn auch der Vater und die Mutter