1851 -
Berlin Leipzig
: Weidmann Reimer
- Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
- Auflagennummer (WdK): 196
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Berlin
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Igo
Vii. Gesundheitslehre.
9. Von den Wohnungen.
§3enn eine Wohnung gesund sein soll, so müssen die Stu-
den und Kammern hell, geräumig imb lustig sein. In dun-
keln, dumpfigen und feuchten Wohnungen werden die Men-
schen ungesund uitd schwach, gichtisch und kränklich, sogar
dumm, verdrießlich und schwcrmüthig. Kinder gedeihen
in solchen Wohnungen nicht, sondern werden blaß, schwel-
len, zehren aus, und sterben. Wer aus Armuth in feuch-
ten Kellerstuben wohnen muß, kann sie verbessern, wenn er
ihnen von Innen und von Austen vieles Licht, und so viel
als möglich reine Luft zu verschaffen sucht, den niedrigen
Fußboden erhöhet, und die feuchten Wände frisch und trotten
ausmauert.
Stuben und Kammern müssen alle Tage gekehrt und
gereinigt, und wo möglich alle Jahr geweißt werden. Dies
ist gesund und auch löblich, denn es ist ein Zeichen der
Liebe zur Ordnung und zur Reinlichkeit.
Bei kaltem Wetter muß man die Stuben nicht unmä-
ßig Heizen, und sich nicht an den heißen Ofen setzen oder
stellen, am allerwenigsten sich auf die Ofenbank legen und
schlafen; denn das macht den Menschen dumm und krank.
Torf tind Steinkohlen zu brennen, und damit zu Heizen,
ist nicht schädlich, wenn nur die Oefen gehörig eingerichtet
sind, und die nöthige Vorsicht angewendet wird. Eine sehr
üble und gefährliche Gewohnheit ist es, die Schlafstube noch
kurz vor dem Schlafengehen zu Heizen. Daraus rann groß-
ßes Unglück entstehen, wie ihr aus folgender Geschichte ler-
nen könnt.
Eine wohlhabende Wittwe, welche zwei erwachsene Töch-
ter hatte, musste eine Nacht aus dem Hause bleiben, um bei
ihrer kranken Schwester zu wachen. Die beidenmädchen dach-
ten, sie wollten sich ein Mal recht was zu gute thun, und
heizten, weil der Abend sehr kalt war, die Schlafstube unge-
wöhnlich stark. Nun gingen sie beide fröhlich zu Bette, nach-
dem sie zuvor den Ofen fest zugemacht hatten. Die Unglückli-
chen! Sie standen nicht wieder auf; denn der Ofen bekam von
der starken Hitze einen Riss, und ein Stück Holz, welches nur
halb verbrannt war, sing an zu schwelen, und füllte bald die
ganze Stube mit Rauch an. Beide Mädchen mussten ohne Ret-
tung erstikken. Zwar war die Eine vom Schlafe erwacht, aber
vergebens hatte sie es versucht, die Thür zu erreichen; man
fand sie in schrecklicher Gestalt auf dein Boden liegen; in der
Todesangst hatte sie sich das ganze Gesicht zerkratzt, und die
Haart* ausgerauft. Welch ein Anblick war es für die unglück-
, liehe