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1. Der deutsche Kinderfreund
1829 -
Reutlingen
: Mäcken
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1. Der deutsche Kinderfreund 
- S. 57
1829 -
Reutlingen
: Mäcken
zur Beförderung guter Gesinnungen. 57
ßer Dreistigkeit, daß er den Brief richtig bestellt habe;
doch schlug ihm das Herz bei dieser Lüge. Als nach zehn
Lagen keine Antwort auf den Brief kam, gieng Hein-
richs Vater selbst nach dem Posthanse, um sich zu er-
kundigen, ob auch der Brief wirklich abgegangen wäre.
Wie erstaunte und erschrack er, als man ihm aus de»
Büchern zeigte, daß sein Brief gar nicht abgegeben wor-
den sey. Heinrich sollte nun gestehen, was er mit dem
Briefe angefangen habe. Lange läugnete er hartnäckig,
daß er ihn nicht abgegeben habe; aber als ihm sein Va-
ter versprach, daß er ihm Alles vergeben wolle, wenn
er gestünde, was aus dem Briefe geworden sey, so ge-
stand er endlich Alles. Aber wie sehr mußte Heinrich
seine Lüge bereuen, als er hörte, daß er seinem Vater
durch ein früheres aufrichtiges Gestündniß einen großen
Verlust, sich selbst große Angst und Beschämung erspart
hätte, und' daß sich dann noch Alles hätte wieder gut
machen lassen. Er nahm sich fest vor, nie wieder zu
lügen, und lieber eine verdiente Strafe zu leiden, als
die Unwahrheit zu sagen. Aber cs dauerte lange, che
er seines Bakers Zutrauen wieder gewinnen konnte, und
die- that ihm sehr wehe.
10. Wer sich muthwillig in Gefahr begiebt,
kommt darin um.
Christian Käst m a n n war der Sohn armer Acltcrn.
Seine Mutter starb, als er erst drei Jahr alt war. Sein
Vater war den ganzen Tag außer dem Hause auf Ar-
deit, und konnte sich daher wenig um den Knaben be-
kümmern. Er würde also ganz ohne Aufsicht geblieben,
und gänzlich verwildert seyn, wenn nicht ein gutgesinn-
41' Nachbar, der sich im Wohlstände befand, den mun,
lern und wvhlgebildetcn Knaben an Kinde- Statt ange-
nommen und erzogen hätte. Aber Christian machte sei-
nen Pflegeältcrn wenig Freude, denn er war wild, un-
gehorsam und faul. Oft warnten und straften sie ihn,
aber er besserte sich immer nur aufkurzczeit. Besonders
Machte ihnen seine Verwegenheit oftbesorgniß und Schreck.
Kein Baum war ihm zu hoch, er kletterte hinauf; lein
Sprung war so gefährlich, den Christian nicht gewagt
hatte, um sich vor andern Knaben Etwas sehen zu lassem