1819 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hempel, Carl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1816
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dritte Abtheilung. " ••
wollten, denn ihm wäre es dießmal gleickwiel. Jedes
Kind wäre «un gern an den Ort gegangen, wohin das an-
dre weniger gern ging. Otto sagte : Mein Freund Paul in
Reichclödorf hat lang auf einen Besuch von mir gewartet,
er hat schöne Blumen, und ich habe mich gar sehr auf die-
sen Tag gefreut. Gehe mit dahin, liebe Schwester. Ach !
sagte diese, ich möchte gern meine kranke Freundin Sophie
in Werbiodorfsehen; sie hat mir sagen lassen, sie dürfte noch
nicht ausgeben und schnete sich recht nach mir, komm Du
mit mir! Otto hatte freylich keine große Lust dazu, weil er
in Werbisdorfuicht viele Spielkameraden zu finden glaubte.
Der Vater hörte den Streit und sprach: Wir wollen loo-
scn, wie es trifft, so soll es werden. Er schrieb die Namen
der zwey Dörfer auf zwey Zkttel, und Regine mußte ziehen.
Das Loos entschied für Otto. Man machte Anstalten zur
Abreise. Da sahe Otto, daß seine Schwester nicht recht
vergnügt war. Du gehest unsern mit, sprach er. Sie
antwortete: Ich göiyie Dir, lieber Bruder, Dein Vergnü-
gen, aber mich dauert meine gute Elise, die bey ihrer Krank-
heit so viele Freuden hat entbehren müssen, und die gewiß
heute sehr traurig ist, wenn ich nicht komme. Ich geh' mit
Dir nach Werbisdorf, sagte Otto, und eilte'zu seinem
Vater ihm dieß zu melden. Dieser freute sich über die Lie-
be und Nachgiebigkeit unter seinen Kindern.
§. 20.
Gib nicht nach, wenn man Böses von Dir verlangt.
60 Reqine blieb fast immer in der Stube bey ihrer Freun-
din Elise. Otto fand aber unter andern Kindern, die zum
Besuch da waren, zwey muthwillige Knaben. Er spielte
Nachmittags eine Zeit lang den Ball mit ihnen; dann gin-
gen sie spaziren. Sie kamen an einen Garten, wo schöne
Birnen an einem noch jungen Baume hingen. Jene bey-
den Knaben machten sogleich Anstalt hinaufzusteigen, und
die Früchte zu stehlen. Otto sollte ihnen helfen. Aber die-
ser schlug es ab. Sie redeten ihm freundlich zu , es habe
nicht viel zu bedeuten; sic drohctcn ihm mit Schlägen, aber
sie richteten Nichts bey ihm aus. Seine Antwort war: Ich
werde mich gegen solche Knaben schon zu wehren wissen,
aber ich kann auch fortgehen, und Euer Vorhaben Euren
Aeltorn anzeigen. Das wollten sie doch nicht, und so wan-