1819 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hempel, Carl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1816
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Kurze Geschichte der Deutschen. 197
worden, der König regiere schlecht und dergleichen mehr.
Er hatte nur etwa noo Mann bey sich, und doch wider-
setzte sich ihm kein Ort ernstlich. Die Treulosigkeit mehre-
rer Marschalle und Mirüstep, die gar keine Vorkehrungen
für einen solchen Fall gemacht, ja, wie cs scheint, ihm den
Eingang und seine Fortschritte erleichtert hatten; seine Be-
rcdtsamkeit, die 'Anhänglichkeit der Soldaten und so vieler,
die ohne nichts mehr galten und hatten, auch die geringe
Liebe, welche sich die neue Regierung erworben, undbcson-
ders die Prinzen, die mit ihren Anhängern alles Alte, wenn
es auch ungerecht und drückend war, wieder herstellen wollten,
bewirkte, daß er ohnehindermß nach Paris kann Die gegen
ihn geschickten Krieger gingen zu ihm über, nur wenige blie-
den dem Könige treu, der bald nicht mehr wußte, wem er
sich anvertrauen sollte, und dem zwar die Pariser ewige
Treue schwuren, für den sie aber nichts thaten. Den
20. März Abends 9 Uhr zog Napoleon ein, Tags vorher
war der König fort. Doch war der Einzug nicht, wie
ehemals, glanzvoll und ,nu Iubelschall verherrlicht. Mit
Schrecken vernahm man überall die Nachricht; in Wen
war schon ein Versuch, den jungen Napoleon zu entführen,
mißgeglückt. Die Fürsten vereinigten sich aber sogleich
rum neuen Kampf. Mürat, König von Neapel, der sich
immer zweydeutig gezeigt, jetzt aber offenbar Napoleons
Freundschaft suchte, wurde von den Oesterreichern aus
Neapel vertrieben, und flüchtete nach Frankreich. Napo-
leon wollte den Pariser Frieden halten, aber die Verbün-
beten kannten seine Wortbrüchigkeit, und erklärten; sie
wollten zwar Frankreich keine Regierung aufdringen, aber
auch keine, ihrer Ruhe gefährliche, gestatten. Aufs neue
zogen die Heere gegen ihn, unter ihnen Z4 Prinzen und
Fürsten. Der Fürst Schwarzenberg und Fürst Wrede
drangen am Obdrrhein nach Frankreich. Fürst Blücher
war am Niederrhein, Herzog Wellington in den Nieder-
landen, wo sich auch Ludwig Xv Ui. aufhielt. Napoleon
hatte abermals eine starke Armee, da mehrere hundert-
tausend Gefangene zurückgekehrt waren, die nach Rache
dürsteten. Im Innern waren zwar Unruhen gegen ihn ent-
standen, doch richteten seine G«gner nicht viel aus, und viele
traten zu ihm, um das schreckliche Uebel des Bürgerkriegs
Zu verhüten. Er brach zuerst gegen Blücher los, den 15.