1860 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hempel, Carl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 42
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichte der christlichen Kirche.
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Hülfe aus England und Deutschland gerettet, schlossen 1579 erst
fünf, dann noch zwei Provinzen einen Bund, machten sich von
Spanien frei, und 1648 wurden diese sieben Provinzen, Hol-
land, Geldern, Seeland, Utrecht, Friesland, Oberyssel und Gro-
ningen, als ein Freistaat anerkannt; der größte Theil bekennt
sich zur reformirten Kirche; doch leben unter ihnen sehr viele Re-
ligionsparteien.
In Spanien, Portugal und Italien hat die Reformation
nicht aufkommen können; in Polen gibt es neben den Katholiken
auch protestantische Gemeinden.
§. 25. Die Jesuiten.
248 Der Papst konnte den Verlust nicht verschmerzen. Es
fehlte auch in Deutschland nicht an Beeiuträchligungen der Pro-
testanten nach dem Religionsfiieden von 1555. Doch ein neues
Hülfsbeer des Papstes waren die Jesuiten. Dieser Orden, der
sich auch die Gesellschaft Jesu nannte, wurde 1540 gestiftet. Ig-
naz Loyola, ein spanischer Edelmann, war im Krieg verwundet
worden, tind las während seiner Heilung, wobei er die Wunde
immer weiter aufriß, allerhand Geschichten der Heiligen. Dabei
fastete er oft sieben Tage, hüllte sich in Lumpen, bedeckte das Ge-
sicht mit Koth, ließ sich die Haare wachsen, und bettelte sich end-
lich nach Jertisalem. Dieß erregte Aufsehen, zerrüttete aber auch
seinen Kopf, und er glaubte oft himmlische Erscheinungen zu ha-
den. Er gerietst nun auf den Einfall, einen Mönchsorden zu
stiften, und der Papst willigte ein. Außer den gewöhnlichen Ge-
lübden der Keuschheit, Armuth, des Gehorsams gegen den Papst
übernahmen die Jesuiten es auch, in den Ländern, wohin sie
der Papst schicken würde, die Kinder zu erziehen, wodurch sie un-
gemein vielen Einfluß in den Familien bekamen. Schlau genug
mischten sie sich nicht in Zänkereien der andern Mönche, empfah-
len sich durch Kenntnisse und.feine Sitten, kamen dadurch an die
Höfe der Fürsten, wurden deren Beichtvater und Rathgeber selbst
in weltlichen Angelegenheiten, wobei sie sich und den Papst nicht
vergaßen. Sie schickten auch Misstonarien oder Gesandte als
Lehrer unter die Heiden nach China, Japan, Brasilien, wo sie
sich allerdings Verdienste erwarben. Da sie auch Handel dabei
trieben, so wurden sie bald sehr reich. Sie hatten aber böse
Grundsätze, z. B. der Zweck heilige das Mittel, d. h. man könne
Böses thun, wenn man nur Gutes dabei zur Absicht habe; man
könne also falsch schwören, wenn man sich und Andern dadurch
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