1831 -
Halle
: Kümmel
- Autor: Zerrenner, Carl Christoph Gottlieb
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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I. Erzählungen
fer vor seine Thür und sprach zu sich selbst: „Bist du
nicht ein Thor, daß du den Heuboden so schonst? Was
soll dir das Heu? Es wächst alle Tage mehr Gras zu,
und ist jetzt schon genug da, daß die Schafe leben kön-
nen." Sogleich ging er in den Schafstall, und hieb die
Stangen entzwei, auf denen das Heu lag, so daß es
in großen Haufen in den Stall fiel. Als die Schafe
nach Hause kamen, und die Menge Heu gewahr wurden,
da suchten sie sich das beste heraus, und das andere,
welches sie, ordentlich und mäßig vorgelegt, wohl auch
gefressen hätten, das traten sie nun unter die Füße.
Aber etwa nach acht Tagen änderte sich die Witterung:
es fror und schneiete gewaltig; die Schafe mußten viele
Tage zu Hause bleiben, und der Schäfer gerieth in Ge-
fahr, Hungers wegen seine ganze Schäferei zu verlieren.
Spare in der Zeit, so hast du in der Noth! —
Sprüchw. 13, 11 und 16.
17. Dienstfertigkeit und Undienstfertigkekt.
An einem sehr trüben Tage-, mitten im strengsten
Januar, fuhr Herr von Holdritter, ein reicher Edel-
mann, aus der Stadt auf sein Landgut Föhrenfeld, wo
er einige nothwendige Geschäfte hatte. Als er auf dem
Wege war, fing es an zu schneien; immer dichter und
dichter fielen die Schneeflocken; die Wolken schienen sich
immer tiefer zu senken, und noch vor vier Uhr Nachmit-
tags war es fast völlig Nacht. Nach einer Stunde hatte
der Kutscher den Weg verloren, so aufmerksam er auch
gewesen war, und mußte nun auf gutes Glück zufahren.
Wie sehr wünschten der Herr und der Kutscher, nur auf
Lin Dorf zu treffen, damit sie nicht die ganze lange Nacht
auf freiem Felde zubringen müßten, oder in der Dunkel-
heit ein Unglück hätten! Zum Glück sahen sie endlich
einige Lichter schimmern und fuhren nach dieser Gegend
zu. Es war ein Dorf, aus welchem die Lichter geschim-
mert hatten. Wer warfroher, als Herr von Holdritter!
„ Hier wollen wir bleiben," sagte er, „ bis es Tag wird!" —
Aber zum Unglück war kein Gasthof im Dorfe. Er trö-
stete sich indessen: es wird uns ja wohl, dachte er, ein
Bauer