1839 -
Halle
: Kümmel
- Autor: Zerrenner, Carl Christoph Gottlieb
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
6 Die Fügungen Gottes.
„Jtomm!" fuhr Martens fort, „wirwollen's dem
Herrn Pfarrer erzählen, der wird am besten Rath wis-
sen, wie wir erfahren können, wer das Kästchen ver-
loren hat."
Siegingen hin. „Herr!" sagte Martens, indkm
er vor den Pfarrer trat, „dieses Kästchen, worin ein
Haufen Geld ist, habe ich gefunden. Ich liebe dieses
Mädchen hier, wie meine Seele, und wenn ich das
Geld behielt, könnte ich sie heirathen; gebe ich's zurück,
so weiß Gott, ob ich sie jemals zur Frau bekomme! Und
doch, Herr Pfarrer, scheuen wir uns der Sünde und
wollen's gern zurückgeben. Rathen sie uns, wie wir's
anfangen sollen, um den ausfindig zu machen, der es
verloren hat."
Der Pfarrer hörte ihm mit Freuden zu. Er be-
trachtete ihn und das Mädchen, und war gerührt über
seine Ehrlichkeit. „Kinder," sagte er, „bleibt immer so
fromm und gut! Gott wird euch segnen. Den Eigen-
thümer dieses Geldes wollen wir schon ausfindig ma-
chen, und der wird eure Ehrlichkeit belohnen; ich selbst
habe eine Kleinigkeit erspart, die will ich hinzu thun,
und dann, Martens, magst du deine Marie heirathen.
Ich nehme es über mich, es bei ihrem Vater auszuma-
chen." — Er zählte darauf das Geld und fand, dass
es sich auf zehntausend Thaler belief. Martens ließ es
in seiner Verwahrung, und der Pfarrer machte durch
die Zeitungen bekannt, dass der Eigenthümer sich bei
ihm melden möchte.
Bald darauf sollte ein hübscher Meierhof im'dorfe
verpachtet werden. Der gute Pfarrer wandte Geld und
Kredit an, dass Martens der Pachter desselben wurde.
Dann brachte er es bei Mariens Vater dahin, dass die-
ser sie mit Martens verheirathete. Wer war nun glück-
licher, alschiese jungen Leute! Sie liebten sich inniglich.
Martens arbeitete auf dem Felde, und Marie stand
dem innern Hauswesen mit vieler Sorgfalt vor. Das
setzte sie in den Stand, die Pacht jedes Mal zur bestimm-
ten Zeit richtig abzutragen und von dem Uebrigen ein
zufriedenes Leben zu führen.
So verstrichen zwei Jahre! aber ohngeachtet der^