1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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b. Mittelabtheilung.
47. Friedrich Wilhelm Iii. als Knabe (Briefform).
Geliebter Emil!
Meine Eltern haben schon einen neuen Kalender auf das
Jahr 1846. In diesem las ich gestern Abend eine Geschichte,
welche mir so wohlgesiel, daß ich sie Dir hier mittheile.
Der verstorbene König Friedrich Wilhelm lll. war damals
noch ein Knabe von >0 Jahren. Wahrend einer heftigen Kälte
im Januar brachte ihm eines Tages ein Gärtnerbursche ein
Körbchen voll schöner Kirschen, die in einem Treibhause gezogen
waren. Gern hätte sie der kleine Prinz gegessen; als er aber
hörte, daß sie 5 Thaler kosten sollten, verging ihm die Lust.
Kurze Zeit nachher schenkte er einem Schuhmachermeister aus
Potsdam, der sehr lange krank gewesen und dadurch in große
Noth gerathen war, 20 Thaler, damit er wieder Leder einkaufen
und arbeiten könnte. Als ihm der beglückte Handwerker persön-
lich danken wollte, sagte der Kronprinz: ,,Jst gar nicht nöthig;
würde den armen Mann nur beschämen." So war er schon in
seiner Jugend sparsam, um wohlthätig sein zu können.
Wenn Du in Eurem Kalender eine schöne Erzählung findest,
so theile sie auch mit
/ Deinem
Dich liebenden Freunde
Birnbaum, d. 1!. Decbr. 1843. - Hermann.
Lufg. Beantwortet den vorstehenden Brief!
c. Oberabtheilung.
47. Per 7. August 1815 in Acrlin.
(Feier der siegreichen Heimkehr des preußischen Heeres aus den Feld-
zügen 1813 und 1814.)
Nachdem der König drei volle Wochen in England verbracht
hatte, traf er am 26. Junius wieder in Calais ein, ging als
Graf von Ruppin über Paris nach Neufchatel und von da am
15. Julius in seine Heimath zurück. Wie er von Natur jede
Anmaßung haßte, und die Zeitereignisse stärker, denn je, an Be-
scheidenheit und Zurückhaltung mahnten: so erklärte er nicht
allein bei seiner Ankunft in Berlin, er könne die hier verabredete
Friedensfeier nur in Beziehung auf das tapfere Heer und dessen
ruhmvolle Führer annehmen, sondern beschränkte auch in den ge-
troffenen Anordnungen Manches, was Stolz und Anmaßung zu
verrathen schien. Dessen ungeachtet war der Einzug, den er am
7. August, umringt von seinen Feldherren, an der Spitze der
Garden, der Stellvertreter des Gesammtheeres, hielt, so einzig