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1. Die Naturkunde oder die Naturgeschichte und Naturlehre in Volksschulen ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund ; mit einer Steindrucktafel - S. 259

1850 - Königsberg : Bon
259 entdecken, sondern auch die Gesetze zu erforschen, nach denen sie erfolgen. Erscheinungen heißen diejenigen Wahrnehmungen, deren wir uns bewußt sind. Wir sehen j. B. den Blitz, hören den Donner, fühlen den Wind; Blitz, Donner, Wind, sind Na- turerscheinungen. Eine Erscheinung, die wir schon wahrgenommen haben, heißt eine Erfahrung. Die Veränderungen der Körper lernen wir durch Erfahrungen kennen; zu den Naturgesetzen aber gelangen wir, indem wir mittelst des Verstandes aus einer Menge von Erfahrungen allgemeine Regeln ableiten Die Wahrnehmung heißt Beobachtung, wenn wir die Naturkörper so betrachten, wie sie sich von selbst unsern Sinnen darstellen, ohne daß wir ihren Zustand geändert haben. Ein Versuch aber heißt diejenige Erfahrung, bei der wir den Zustand der Körper vorsätzlich ändern, um zu sehen, wie sie sich in diesem geänderten Zustande verhalten. So ist die Wahrnehmung, daß die Körper drücken, oder schwer sind, eine Beobachtung, die Wahrnehmung aber, daß sie, unter Wasser versenkt, weniger drücken, ein Versuch. Man kann Forschungs-, Bestätigungs- und Spielversuche unterscheiden. Zur Anstellung der Versuche werden gewöhnlich Werkzeuge, physi- kalische Instrumente, erfordert, deren Inbegriff man den physikalischen Apparat nennt (Luftpumpe, Elektristrmaschine, galvanische Säule rc). Derjenige Theil der Physik, welcher bloß die Versuche oder Experimente zum Gegenstände hat, heißt die Experimental-Physik. Naturerscheinungen erklären heißt, sie auf Naturgesetze zurückführen, einsehen, daß sie nach den be- kannten Naturgesetzen erfolgen. Das Steigen des Quecksilbers im Barometer erklärt sich z. B. durch das Naturgesetz: die Wärme dehnt die Körper aus. — Erscheinungen, welche mit den bekannten Naturgesetzen übereinstimmen, heißen natürliche Erscheinungen; sind sie gegen diese Gesetze, so heißen sie wider- natürlich, und wenn sie sich aus den Naturgesetzen auf keine Weise begreifen lassen, übernatürlich. Ungewöhnliche Abwei- chungen von dem natürlichen Verhalten der Dinge nennt man unnatürlich, z. B. wenn ein Mensch so viel verzehrt als 6 andere, wenn er mit Vergnügen Kieselsteine verschlingt rc. Daß ein Stein, den man in die Höhe wirft, wieder zur Erde herabfällt, ist eine natürliche Erscheinung, weil sie sich aus dem Gesetze der Schwere erklären läßt. Bliebe er aber fortwährend im Steigen, so wäre dies eine widernatürliche Erscheinung. Die sogenannten Wunder sind übernatürliche Erscheinungen. — Eine Hypothese ist eine wahrscheinliche Erklärung einer Naturbegebenheit, wogegen die kathegorische Erklärung auf lauter Vernunft- und Erfahrungs- sätzen beruht (Glückliche Hypothesen sind z B. das kopernikanische System — Kdrfr. I. S. 216 — und Newton's Attractionslehre). Natnrlehre oder Physik ist derjenige Theil der Natur- kunde, welcher die Eigenschaftey der Naturkörper auf- finden lehrt und zu den allgemeinen Gesetzen hinführt, 17*
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