1850 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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entdecken, sondern auch die Gesetze zu erforschen, nach denen sie
erfolgen. Erscheinungen heißen diejenigen Wahrnehmungen,
deren wir uns bewußt sind. Wir sehen j. B. den Blitz, hören
den Donner, fühlen den Wind; Blitz, Donner, Wind, sind Na-
turerscheinungen. Eine Erscheinung, die wir schon wahrgenommen
haben, heißt eine Erfahrung. Die Veränderungen der Körper
lernen wir durch Erfahrungen kennen; zu den Naturgesetzen aber
gelangen wir, indem wir mittelst des Verstandes aus einer Menge
von Erfahrungen allgemeine Regeln ableiten Die Wahrnehmung
heißt Beobachtung, wenn wir die Naturkörper so betrachten,
wie sie sich von selbst unsern Sinnen darstellen, ohne daß wir
ihren Zustand geändert haben. Ein Versuch aber heißt diejenige
Erfahrung, bei der wir den Zustand der Körper vorsätzlich ändern,
um zu sehen, wie sie sich in diesem geänderten Zustande verhalten.
So ist die Wahrnehmung, daß die Körper drücken, oder schwer
sind, eine Beobachtung, die Wahrnehmung aber, daß sie, unter
Wasser versenkt, weniger drücken, ein Versuch. Man kann
Forschungs-, Bestätigungs- und Spielversuche unterscheiden. Zur
Anstellung der Versuche werden gewöhnlich Werkzeuge, physi-
kalische Instrumente, erfordert, deren Inbegriff man den
physikalischen Apparat nennt (Luftpumpe, Elektristrmaschine,
galvanische Säule rc). Derjenige Theil der Physik, welcher bloß
die Versuche oder Experimente zum Gegenstände hat, heißt die
Experimental-Physik. Naturerscheinungen erklären heißt,
sie auf Naturgesetze zurückführen, einsehen, daß sie nach den be-
kannten Naturgesetzen erfolgen. Das Steigen des Quecksilbers
im Barometer erklärt sich z. B. durch das Naturgesetz: die
Wärme dehnt die Körper aus. — Erscheinungen, welche mit
den bekannten Naturgesetzen übereinstimmen, heißen natürliche
Erscheinungen; sind sie gegen diese Gesetze, so heißen sie wider-
natürlich, und wenn sie sich aus den Naturgesetzen auf keine
Weise begreifen lassen, übernatürlich. Ungewöhnliche Abwei-
chungen von dem natürlichen Verhalten der Dinge nennt man
unnatürlich, z. B. wenn ein Mensch so viel verzehrt als 6 andere,
wenn er mit Vergnügen Kieselsteine verschlingt rc. Daß ein Stein,
den man in die Höhe wirft, wieder zur Erde herabfällt, ist eine
natürliche Erscheinung, weil sie sich aus dem Gesetze der Schwere
erklären läßt. Bliebe er aber fortwährend im Steigen, so wäre
dies eine widernatürliche Erscheinung. Die sogenannten Wunder
sind übernatürliche Erscheinungen. — Eine Hypothese ist eine
wahrscheinliche Erklärung einer Naturbegebenheit, wogegen die
kathegorische Erklärung auf lauter Vernunft- und Erfahrungs-
sätzen beruht (Glückliche Hypothesen sind z B. das kopernikanische
System — Kdrfr. I. S. 216 — und Newton's Attractionslehre).
Natnrlehre oder Physik ist derjenige Theil der Natur-
kunde, welcher die Eigenschaftey der Naturkörper auf-
finden lehrt und zu den allgemeinen Gesetzen hinführt,
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