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1. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 362

1847 - Königsberg : Bon
362 einer seiner Freunde zu ihm, „du kannst ja nicht einmal den er- sten Buchstaben von, Rhetorik (Redekunst) aussprechen!" Mein Demosthenes, fest entschlossen, alle Hindernisse zu überwinden, ließ sich nicht abschrecken. Er vermied von nun an alle Knabenspiele und arbeitete zunächst an seiner Aussprache, vorzüglich durch häu- figes, lautes Lesen. Um das r aussprechen zu lernen, nahm er kleine Kieselsteine in den Mund und sieh! nach langen, mühe- vollen Uebungen gelang es vollkommen. Nun erhielt ec Unter- richt von einem ausgezeichneten Redner und übte sich täglich in schriftlichen und mündlichen Vorträgen. So wuchs er zum Manne heran und brannte vor Verlangen, Lssentlich aufzutreten. Aber — es lief unglücklich ab: er wurde ausgezischt, denn seine Stim- me war schwach, er sprach schleppend und unverständlich. Volt Unmuth ging er nach Hause und beschloß, keine Rede mehr zu halten. Auf einem Spaziergange begegnete ihm nachher ein al- ter Mann, der ihn kannte. „Schäme dich, junger Mensch, sprach dieser, daß du, der du Anlage hast, ein zweiter Perikles zw werden, an dir selbst verzweifelst!" Demosthenes mußte ihm ver- sprechen, noch einen Versuch zu machen. Allein kaum hatte er seine schon gearbeitete Rede angefangen, so entstand ein großes Gelächter; er hörte auf und lief roth vor Scham davon. Dar- auf besuchte ihn ein Schauspieler, machte ihn auf seine schlechte Betonung und einige lächerliche Geberden aufmerksam. Geschwind sing er nun seine Uebungen wieder an. Er baute sich eine un- terirdische Wohnung und schor sich die Haare von dem halben Kopfe, damit er nicht sobald ausgehen dürfte. Hier verweilte ec drei Monate, indem er unausgesetzt Reden schrieb und auswen- dig lernte. Um seiner Stimme mehr Stärke zu geben, bestieg ec oft einen steilen Berg und sagte dann im Hinaufsteigen oder Her- ablaufen irgend ein auswendig gelerntes Gedicht her; oder er ging an das Ufer des Meeres und suchte das Brausen der Wellen zu überschreien. So vorbereitet trat er abermals öffentlich ausi Das Volk freute sich schon, wieder etwas zu lachen zu bekommen,, und die ärgsten Spötter stellten sich dicht vor ihn. Aber wie er- staunte man, als eine Rede voll Feuer und Kraft aus seinem Munde kam- So wurde Demosthenes der größte Redner Athens. Dieser Demosthenes durchblickte Philipps Absicht, sich zum Herrn Griechenlands zu machen, und bot seine ganze Beredsam- keit auf, um seinen Landsleuten die herannahende Gefahr zu zei- gen; allein er predigte tauben Ohren. Man ließ die Macedo- nier ruhig durch den Engpaß von Thermopylä in Griechenland einziehen. Sobald aber Philipp sich einmal im Lande festgesetzt hatte, betrug er sich, wie in seinem Eigenthum. Zu spät gingen den bethörten Griechen die Augen auf. Zwar griffen sie zu den Waffen und kämpften wie die Löwen; doch Philipp blieb in der Schlacht bei Chäronea 338 Sieger, und Griechenlands Unab- hängigkeit war dahin.
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