1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Fast suben Monate dauerte die Belagerung; da wurden endlich die
Römer durch Hungersnoth gezwungen, mit den Galliern Frieden zu
schließen. Die Römer sollten dem Brennus 1000 Pfund Gold geben.
Beim Abwiegen gebrauchten die Gallier falsche Gewichte, und als die
Römer sich hierüber beschwerten, warf Brennus auch noch sein Schwerdt in
die Waagschale und rief höhnend: „Besiegte müssen leiden!" Da erschien
plötzlich Camillus, der bisher in der Verbannung gelebt, jetzt die zerstreu-
ten Römer um sich versammelt und bereits manchen Hausen der nach
Raub und Beute sorglos umher schweifenden Gallier niedergehauen hatte.
Als er, in der Noth zum Dictator ernannt, die Ungerechtigkeit auf dem
Capitol sahe, gerieth ec in heftigen Zorn. „Weg mit dem Golde'."
rief er; „mit Eisen erkauft der Römer sein Vaterland!" Brennus be-
rief sich auf seinen rechtmäßigen Vertrag mit den Belagerten. „Der
gilt nichts, sprach Camillus; ich bin Dictator, und ohne mich kann
kein Römer Verträge schließen." Die Römer griffen zu den Waffen,
und Rom, obgleich in einen Schutthaufen verwandelt, wurde gerettet.
Das verarmte Volk wollte die wüste Brandstätte verlassen und nach
Veji auswandern,- jedoch Camillus hielt die Verzweifelnden an dem Orte
des alten Ruhmes zurück. Schnell wurde jetzt wieder gebaut, und bald
erhob sich aus dem Schutte ein neues Rom. Den Camillus aber nann-
ten die dankbaren Römer den zweiten Romulus, den Retter und Vater
des Vaterlandes.
tz. 22.
Krieg gegen Tarent. 282 — 272. Pyrrhus.
Die Einwohner von Tarent, einer griechischen Kolonie in Unter-
Italien, hatten römische Schiffe gekapert und im stolzen Uebermuthe
einen römischen Gesandten, Posthumius, der Genugthuung forderte,
öffentlich beschimpft. Das ganze Volk war hier der Schwelgerei erge-
den und deshalb so weichlich und feige, daß es nicht einmal den Gedan-
ken wagen mochte, gegen die abgehärteten Römer zu kämpfen. Sie
riefen daher den Pyrrhus, König von Epirus, zu Hülfe. Die-
ser war einer der größten Feldherrn seiner Zeit. Ec hatte sich Alexan-
der den Großen zum Muster genommen. Ein eben so gefeierter Held,
wie dieser im Osten gewesen war, wollte er nun im Westen werden.
Die Einladung der Tarentiner kam ihm daher ganz nach Wunsche. Er
schiffte sich ein mit dem Kerne seines Heeres, 25,000 kampfgewohnten
Kriegern, und einer Menge zum Streite abgerichteter Elephanten. Ge-
gen einen solchen Feind hatten die Römer zwar noch nicht gestritten;
allein sie verzagten nicht. Offen erklärten sie dem Pyrrhus, daß sie
ihn als Vermittler nicht wollten und als Feind nicht fürchteten. Die
erste Schlacht war sehr blutig, und Pyrrhus würde sie schwerlich ge-
wonnen haben, wenn die römischen Pferde nicht durch die Elephanten
scheu geworden, ihre Reiter abgeworfen und Verwirrung in die Reihen
gebracht hätten. Doch auch Pyrrhus hatte großen Verlust, und die
Tapferkeit der Römer erfüllte ihn mit Bewunderung. Er glaubte, die
Römer würden jetzt wohl zum Frieden geneigt sein, und schickte deshalb
den schlauen Cyneas nach Rom. Doch dieser kehrte unverrichteter
Sache zurück und erzählte: „Der römische Senat schien mir eine Ver-
sammlung von Königen zu sein, und das Volk noch zahlreicher und
kriegslustiger als zuvor." Bald darauf hatte Pyrrhus Gelegenheit, sich