Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 373

1847 - Königsberg : Bon
373 hiervon zu überzeugen. Die Römer schickten wegen Auswechselung der Gefangenen den alten Senator Fabricius an ihn. Pyrrhus nahm ihn freundlich auf und wollte ihm ein reiches Geschenk als ein Zeichen seiner Hochachtung geben. Fabricius aber sprach: „Ich muß, lieber König, dein Anerbieten ausschlagen. Zwar bin ich arm, besitze nur einen kleinen Acker und ein Häuschen, bin aber dennoch glücklich, denn ich werde von meinen Mitbürgern geachtet. Mein Acker giebt mir, was ich bedarf. Jede Speise schmeckt mir, weil der Hunger sie, würzt, und ver Schlaf ist mir nach der Arbeit sanft. Dieser Mantel schützt mich gegen die Kälte, und meine einfachen Geräthe sind bequemer als kostbare. Behalte also dein Gold, wie ich meine Armuth und meinen guten Namen!" Tags darauf wollte der König auch die Unerschrocken- heit dieses Mannes prüfen. Ec ließ in dem Zelte seinen größten Ele- phanten hinter einen Vorbang stellen. Während der Unterredung ward dieser weggezogen, und plötzlich streckte das Ungeheuer mit fürchterlichem Gebrüll seinen Rüssel über den Kopf des Fabricius hin. Dieser aber sprach lächelnd: „So wenig mich gestern dein Gold gereizt hat, so we- nig schreckt mich heute dein Elephant." Voll hoher Achtung gegen die Römer erlaubte Pyrrhus allen Gefangenen, zu einem gerade eintreffen- den Volksfeste nach Nom zu gehen, und alle kehrten zurück, nachdem sie bei den Ihrigen fröhlich gewesen waren. In der zweiten Schlacht siegte Pyrrhus mit so großem Verluste, daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!" Ein Jahr darauf erhielt Fabricius einen Brief von Niceas, dem Leibarzte des Pyrrhus, in welchem dieser sich erbot, gegen eine angemessene Belohnung seinen König zu vergiften. Fabricius schickte diesen Brief dem Pyrrhus, nachdem er dabei geschrie- den hatte: „Hieraus erkenne die Treue deiner Diener!" Pyrrhus er- staunte ob solcher Verrätherei und solchen Edelmuth und rief aus: „Die- ser Fabricius ist eben so wenig von dem Wege der Tugend abzubringen als die Sonne von ihrer Bahn." Den gewissenlosen Leibarzt ließ ec hin- richten, gab den Römern ihre Gefangenen ohne Lösegeld zurück und bot ihnen abermals Frieden an. Die Römer meinten jedoch, zuvor müsse er Italien verlassen. Für die ausgelieferten Gefangenen gaben sie ihm eben so viele gefangene Griechen zurück. In der dritten Schlacht rech- nete Pyrrhus wieder vorzüglich auf seine Elephanten; allein Curius Dentatus, ein Mann, der an Edelmuth und Genügsamkeit dem Fa- dricius glich, ließ mit großem Geschrei brennende Fackeln und Pech- kranze unter die Elephanten werfen. Davon wurden die großen Thiere wüthend, warfen die hölzernen Thürme ab sammt den Leuten darin, zertraten die Soldaten umher und liefen davon. Pyrrhus wurde völlig geschlagen, sein Lager erobert, und in der Nacht schiffte er mit dem Reste des Heeres still in sein Land zurück. Mit Tarent fiel nun (172) ganz Unter-Italien in der Römer Hände. Der Krieg mit Pyrrhus hatte für die Römer wichtige Folgen; denn von ihm lernten sie die neuere griechische Kriegskunst kennen, durch welche 50 Jahre früher Alexander d. Gr. ein so mächtiges Reich grün- dete. In Tarent und den übrigen Städten Unter-Italiens, welche ebenfalls von den Griechen bewohnt waren, wurden die Römer mit der Bildung und Sitten der Griechen näher bekannt; auch sie singen nun an, Künste und Wissenschaften zu schätzen, und die Griechen wurden hierin ihre Lehrer.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer