1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§ 25.
Die Kimbern und Teutonen. 713.
(Kdrfr. I S. 255.) *)
Rom war bereits eine ungeheure Weltmacht; dos ganze süd-
liche Europa war ihm unterworfen und außerdem noch ein großer
Theil von Afrika und Asien. In ihrem Stolze hielten die Römer
sich schon für die alleinigen.beherrscher des Erdkreises, und, mit
Geringschätzung auf die übrigen Völker herabblickend, schoben sie
auf allen Seiten ihre Grenzen immer weiter. — Sieh! da er-
scheint plötzlich im I. 113 v. Chr. ein wildes und unbekanntes
Volk an den Alpen, welche die Natur zwischen die nördlichen
Länder und Italien hingeworfen hat. Es waren die Kimbern
und Teutonen, die ersten Germanen, welche mit den Römern
in Berührung kamen. Durch eingetretene Hungersnoth, durch
Ueberschwemmung, oder durch irgend eine andere Ursache gezwun-
gen, hatten sie ihre Wohnsitze im N. Deutschland's verlassen und
waren mit Weibern und Kindern und allen ihren Heerden und
übrigen Habe aufgebrochen, um sich neue Wohnsitze zu suchen.
Sie breiteten sich in den Gegenden der oberen Donau aus, welche
von den norischen, salzburgischen und karnischen Alpen durchzogen
werden. Beinoreja in den steirischen Alpen schlugen sie den rö-
mischen Consul Papirius Carbo und gingen dann, nachdem
sich die Ambronen und mehrere andere deutsche und gallische
Völker mit ihnen vereinigt hatten, über den Rhein an die Grenze
der Helvetier hin, betraten das römische Gebiet in Gallien und
wollten sich hier niederlassen. Die römischen Heere, welche sich
ihnen entgegen stellten, schlugen sie in mehreren Schlachten und
brachten ihnen endlich eine solche Niederlage bei, daß 80,000 Rö-
mer getödtet wurden. Ganz Rom gerieth in Schrecken; zum
ersten Male, so lange,Nom stand, wollte Niemand Consul sein.
Da wählten die Römer den größten Kriegsmann jener Zeit, den
Cajus Marius, auf den das Volk vertrauete, wie auf keinen
andern, weil er sich schon in Afrika großen Kriegsruhm erworben
hatte, zum Feldherrn gegen die Deutschen, vor denen Rom zit-
terte, wie einst vor dem Gallier Brennus und Hannibal, dem
Karthager. Der strenge Marius bezog an der Rhone in Gallien
ein festes Lager und gewöhnte hier seine Krieger an den furcht-
baren Anblick ihrer Gegner. So vergingen drei Jahre, ohne daß
Marius sich zu einer Schlacht bewegen ließ; er hielt sich immer
an sicheren Orten und in wohlverschanzten Lagern auf. Endlich
wurden die Teutonen des langen Wartens müde. Da sie die
Römer weder durch Herausforderungen noch durch Schimpfreden
aus ihren Verschanzungen hervorlocken konnten, so brachen sie
auf und zogen kühn an dem römischen Lager vorüber, um es
hinter sich zu lassen und über die Alpen zu gehen. ^ Höhnend
*) Für die allgemeine Geschichte bezieht sich die Angabe der Seiten-
zahl nicht auf die Ausgabe des Kdrfrds. f. d. Prov. Preußen.
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