1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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riefen sie den Römern auf ihren Wällen zu, ob sie Etwas an
ihre Weiber in Rom zu bestellen hätten. Sechs Tage währete
der Zug der Feinde. Als sie vorüber waren, brach Marius eben-
falls auf und folgte ihnen auf kürzeren Wegen nach. Einmal
mußte er auf einer Anhöhe sein Lager aufschlagen, während sich
die Teutonen unten am Flusse gelagert hatten. Einige römische
Troßknechte hatten sich an den Fluß geschlichen, um für ihre
Lastthiere Wasser zu schöpfen. Da trafen sie auf Feinde, welche
sich badeten und geriethen mit ihnen ins Handgemenge. Jeder
Theil rief die Seinigen zu Hülfe, und von beiden Seiten liefen
Schaaren herbei- Die Römer hatten jedoch die Ueberzahl und
trieben die Feinde in ihr Lager zurück. Durch diesen Versuch
ermuthigt, schickte Marius in der folgenden Nacht einen seiner
Anführer mit 3000 ausgesuchten Kriegern dem Feinde in den
Rücken. Er selbst stellte am Morgen sein Heer auf den Hügeln
in Schlachtordnung. Voll Freude, daß die feigen Römer endlich
Stand hielten, stürmten die Teutonen die Hügel hinan. Aber
ihr Eifer war ihr Unglück. Athemlos und ohne Ordnung kamen
sie oben an und konnten die festen Reihen der Römer nicht
durchdringen. Diese hatten dazu noch den Vortheil, daß sie hö-
her standen, wodurch ihnen der Kampf sehr erleichtert ward.
Nach vergeblicher Anstrengung müssen die Teutonen zurückweichen;
die Römer dringen nach, und zugleich fallen die 3000 aus dem
Walde hervor den Deutschen in den Rücken. In diesem furcht-
baren Gemetzel wurde fast das ganze Heer der Teutonen nieder-
gehauen und ihr Anführer Teutobod gefangen. Gegen 200,000
Teutonen und Ambronen sollen hier bei Aquä Sextiä faix)
ihren Tod gefunden haben.
Die Kimbern waren unterdeß, ohne das Schicksal ihrer Stam-
mesverwandten zu ahnen, durch die Schweiz und Tyrol nach
Italien gezogen. Auf den Alpen setzten sie sich auf ihre Schilde
und ruschten dann pfeilschnell die Schnee- und Eisberge hinab.
Der römische Feldherr Catulus hatte an der Etsch ein festes
Lager bezogen und die Brücke über den Fluß an beiden Enden
verschanzt. Ohne sich lange zu bedenken, brachen die Deutschen
Felsstücke los, rissen Bäume aus und warfen sie in den Fluß,
um sich einen Damm zu machen. Vieles davon wurde gegen
die Brücke getrieben, so daß krachend die Pfeiler wankten. Da
überfiel die Römer ein solcher Schrecken, daß sie eilends die
Flucht ergriffen.
Ganz Ober-Italien wurde nun von denkimbern überschwemmt.
Sie genossen das schöne Land nach Herzenslust, vergaßen aber
darüber, die Bestürzung der Römer zu benutzen und auf ihre
Hauptstadt loszugehen. Unterdessen kam Marius herbei, verei-
nigte sich mir dem Catulus und rückte gegen die Kimbern vor.
Diese forderten noch einmal Land für sich und ihre Brüder, die
Teutonen. „Was die Teutonen betrifft, erwiederte Marius den