1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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des Segeft, die schöne Thusnelda, kennen und warb um sie^
Segest aber, der es mit den Römern hielt, haßte den Hermann,
weil ec bei jeder Gelegenheit seinen Haß gegen die Römer be-
kundete. Ec verweigerte ihm also die Tochter; Hermann aber
entführte sie. Bald sammelten sich mehrere gleichgesinnte Jüng-
linge um ihn, und mit ihnen entwarf er den Plan, die Römer
in Deutschland zu vertilgen. An der Spitze der römischen Le-
- gionen, welche das heutige Westphalen besetzt hielten, stand da-
mals Quinctilius Varus, ein sehr geiziger und wenig um-
sichtiger Mann,, der sich von dem schlauen Hermann und den
Mitverschworenen bethören ließ, so oft ihn auch der römisch ge-
sinnte Segest warnte. Auf Hermanns Veranstaltung empörten
sich einige Stamme in den Gauen an der Ems, um den Varus
mehr in das Land hineinzuziehen, und diese List gelang. Varus,
der Nichts ahnete, brach auf, den Aufruhr zu dämpfen, und kam
so in die Gegend des Heuligen Herfort und Detmold, wo der
Teutoburger Wald das Land bedeckt. Hier verabschiedeten sich
Hermann und die übrigen deutschen Fürsten, um wie sie sagten,
ihre Hülfsvölker herbeizuholen. Und nun flog ein Freiheitsruf
durch das Land, so daß sich die deutschen von der Elbe bis zum
Rheine erhoben und zur Vertilgung der verhaßten Ausländer
herbeieilten. Die einzeln zurückgebliebenen Römer wurden ge-
lödtet, und Hermann eilte auf kürzeren Wegen dem Varus nach.
Diesen hatte bereits der Teutoburger Wald aufgenommen, und
durch das Dickicht derselben zogen Soldaten, Packpferde, Troß-
buben, Weiber und Kinder, wie tief im Frieden, in Unordnung
durch einander. Der Boden war uneben, und sie mußten durch
enge Thäler, überall von dichtbewachsenen Bergen umgeben. Wo
der Weg morastig war, mußten sie Brücken bauen, Dämme
schlagen, Bäume umhauen und Wege ebnen. Dazu kam noch
eine fürchterliche Witterung. Ein Sturm erhob sich und rauschte
gräulich in den alten Eichen; Der Platzregen schlug nieder, Bäu-
me krachten vor der Gewalt des Windes und stürzten um, und die
Tritte der Menschen und Pferde glitten aus. Nirgends sah man
ein wirthliches Obdach, die Wegweiser waren entlaufen. Keiner
wußte, wo aus oder wo ein. In dieser großen Noth erschienen
plötzlich Hermann und seine Genoffen auf den Höhen und schleu-
derten Pfeile und Steine auf die ängstlich einherziehenden Rö-
mer hinab. Aus jedem Dickicht funkelten diesen die blitzenden
Augen der rachedurstenden Deutschen entgegen.- Varus versuchte
vergebens, die Soldaten zu ordnen; der Weg war zw schmal/der
Boden zu schlüpfrich. Menschen und Pferde stürzten über einander.
Endlich erreichten sie eine waldige Anhöhe, wo sie ein Lager aufschla-
gen konnten. In aller Eile umgaben sie es mit einem Graben,
um doch die Nacht, vielleicht ihre letzte, ruhen zu können. So
erwarteten sie sehnlich den Tag und zogen dann in geschloffenen
Reihen weiter. Eine Zeit lang gings durch offenes Land, w»