1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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war die Residenz des schrecklichen Attila (Etzel), ihres Königs,
den seine Zeitgenossen Godegißel (Gottesgeißel) nennen. Von
ihm rühmten die Hunnen, wenn er sein Schwert in die Erde
stieße, so zitterten 100 Völker, und Rom und Konstantinopel er-
bebten. Seine Wohnung war ein schlechtes, von Pfahlwerk um-
gebenes Dorf, in dessen Mitte sich in einem geräumigen Hofe
sein hölzernes, mit vielen Galerien umgebenes Haus erhob. Ec
war klein von Statur, hatte aber einen großen Kopf. Seine
tiefliegenden, funkelnden Augen, die er stolz umherwarf, verkün-
digten den gebornen Herrscher. Auch seine breite Brust, seine
starke Leibeskraft, seine gerade Haltung und sein stolzer Gang
zeichneten ihn vor seinen Stammgenossen aus. Dabei lebte er
selbst einfach, trank aus einem hölzernen Becher, aß wenige Ge-
richte und sprach nur höchst selten; aber um ihn her mußte Pracht,
Frohsinn und lauter Jubel herrschen. Seine Gäste tranken aus
goldenen und silbernen Geschirren; sie schwelgten in der Menge
von Speisen, und eine rauschende Musik stimmte in den lärmen-
den Jubel ein, während er schweigend und streng-ernsthaft da
saß. Nicht nur alle hunnischen Stämme gehorchten ihm, sondern
auch viele benachbarte Völker, und selbst Gesandte des griechischen
Kaisers horchten oft mit schweigendem Gehorsam auf seine Be-
fehle. — Mit einem Schwarme von 700,000 wilden Kriegern
zog er 451, Alles verwüstend, dem Rheine zu und bahnte sich
mit Feuer und Schwert den Weg nach Frankreich. Hier traf
er bei Chalons an der, Marne auf die Römer unter Aetius,
welche sich mit Theodorich, dem König der Westgothen, der
Franken, Burgundern, Alanen und andern Völkern des Abend-
landes verbunden hatten. Attila redete vor der Schlacht seine
Völker mit kurzen, aber kräftigen Worten an: „Seid Männer!
, greifet an, brechet ein, werfet Alles vor euch nieder! Müßt ihr
sterben, so werdet ihr auch sterben, wenn ihr fliehet. Seht nur
immer auf mich! Ich schreite voran, wer mir nicht folgt, ist
des Todes! Auf!" — Wild und gräßlich erhob sich die Völker-
schlacht; 160,000 Todte von beiden Seiten deckten die Wahlstatt.
Attila konnte nicht durchdringen; ec zog sich gegen den Rhein
zurück, siel aber im nächsten Jahr in Italien ein und bedrohete
Rom. Bei Ravenna kam ihm Papst Leo entgegen, brachte
ihm reiche Geschenke und bewog ihn zur Umkehr. „Hüte
dich vor Rom, großer König, sprach Leo; der erste der heili-
gen Apostel hält es in seinem besonderen Schutze. Denke
an Alarich, der Gothen König! Er nahm es, mußte aber den
Frevel mit einem frühen Tode büßen." Attila kehrte, beladen
mit dem Raube hundert unglücklicher Städte, nach Ungarn zu-
rück. Bald daraus (453) starb Attila und wurde in einem gol-
denen Sarge, den man in einen silbernen und mit diesem in einen
eisern setzte, begraben. Die Sklaven aber, welche das Grab
gemacht hatten, wurden umgebracht, damit Niemand verrathe,
Rechner, Landh. 2. Theil. ,, on