1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
428
ttn Heinrich der Löwe, erhielt sich Sachsen durch seiner Unterthanen
Treue. In diesem Kriege belagerte Konrad das Städtchen Weinsberg
in Schwaben, und da die Einwohner sich hartnäckig wehrten, so schwur
er endlich, die Stadt, sobald er sie erobert hätte, zu zerstören und die
Bürger niederzubauen. Endlich wurde die Noth so groß, daß sie die
Thore zu öffnen versprachen, die Weiber aber baten, frei abziehen und das
Liebste, was sie besäßen, mitnehmen zu dürfen. Der Kaiser gewährte
es, doch nur so viel, als sie auf dem Rücken fortzutragen vermöchten.
Da öffnete sich das Thor, und siehe da! in langem Auge kamen die
Weiber heraus, jede aber trug auf dem Rücken — ihren Mann. Schon
wollte der Kaiser im Zorn entbrennen, aber ihn rührte die Liebe der
Frauen; er lachte über die noch nie gesehene Reiterei und schenkte allen
Einwohnern das Leben — Baiern gab Kaiser Friedrich I. endlich
auch wieder an Heinrich den Löwen zurück. Aber als dieser unter den
Wenden in Mecklenburg und Pommern sich ein eigenes Reich zu schaf-
fen suchte, seinen Kaiser einen fünften Zug gegen die Longobardenstädte
mitzumachen verweigerte und sich selbst durch einen Fußfall des Kaisers
feines Lehnsherrn, nicht erweichen ließ, und Friedrich nun 1170 am Ko-
mcrsce geschlagen wurde, erklärte der Kaiser den Herzog in die Acht und
seiner Lehen verlustig. Seit dieser Zeit herrscht das Haus Wittels-
bach in Baiern. Nur Braunschweig und Lüneburg (das jetzige Hanno-
ver), Heinrichs Erbland, blieb ihm, dessen spätere Fürsten seit 1714
auf Englands Thron gestiegen sind, wo, wie in Braunschweig, noch heute
die Welfen herrschen. Friedrich I. (Barbarossa) ertrank auf einem
Kreurzuge in Asien (1190). Sein Sohn Heinrich Vi. heirakhete
Konstantia, die Erbin des Königreichs Neapel und Sicilien. Er hinter-
ließ (1197) dieses gegen die neue deutsche Herrschaft höchst aufgeregte
Reich seinem minderjährigen Sohne Friedrich, der, als sein Oheim
Philipp, welcher mit dem Welfen Otto gleichzeitig zu Deutschlands
König gewählt war, blutig siel, auf den deutschen Thron erhoben wurde
<I2l2) und ihn behauptete. Dieser zweite hobenstausische Friedrich
(1^12— 1250) war durch Tapferkeit, hellen Verstand und jegliche Herr-
schertugend der ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters; aber mit allen
seinen trefflichen Eigenschaften kam er nur in desto größcrn Streit mir
den Päpsten, den von diesen aufgereizten Lombarden und deutschen Gc-
genkönig^n. Nicht besser ging es seinem Sohne Konrad Iv.; und
wie fast alle diese Fürsten ein gewaltsamer Tod hinraffte, mußte auch
noch des großen Haules letzter Sprosse, Konradin, als er fein vom
Papste an einen fränkischen Prinzen Karl von Anjou verschenktes Erbe
Neapel und Sicilien (1268) wieder erobern wollte, auf dem Schaffotte
zu Neapel verbluten. Den Franzosen brachte die Erwerbung Siciliens
keinen Segen. Am Ostermontage des Jahres 12^2 wurden alle Fran-
zosen auf der ganzen Insel umgebracht. Weil dieses gräßliche Gemetzel
um die Vesperzeit anfing, so hat es hiervon den Namen „sicilianische
Vesper" erhalten.
V