1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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101. Die Knaben im Walde.
Zween Knaben liefen durch den
Hain,
Und lasen Eichenreiser auf.
Und thürmten fidi ein Hirtenfeu'r,
5. Indeß die Pferd' im fetten Gras'
Am Wiesenbache weideten.
Sie freuten sich der schönen Gluth,
Die, wie ein Helles Osterfeu'r,
Gen Himmel flog, und setzten sich
10. Auf einen alten Weidenstumpf.
Sie schwatzten Dies, und schwatz-
ten Das,
Vom Feuermann und Ohnekopf,
Vom Amtmann, der im Dorfe
15. spukt
Und mit der Feuerkette klirrt.
Weil er nach Ansehn sprach und
Geld,
Wie's liebe Vieh die Bauern
20. schund
Und niemals in die Kirche kam.
Sie schwatzten Dies und schwatz-
ten Das,
Vom sel'gen Pfarrer Habermann,
25. Der noch den Nußbaum pflanzen
that,
Von dem sie manche schöne Nuß
Herabgeworfen, als sie noch
Zur Pfarre gingen, manche Nuß!
30. Sie segneten den guten Mann
In feiner kühlen Gruft dafür
Und knackten jede schöne Nuß
Noch einmal in Gedanken auf.
Da rauscht das dürre Laub em-
35. por,
Und sieh', ein alter Kriegesknecht
Wankt durch den Eichenward daher,
Sagt: Guten Abend, wärmet sich.
Und setzt sich auf den Weiden-
40. stumpf.
„Wer bist du, guter alter Mann?"
„Ich bin ejn preußischer Soldat,
Der in der Schlacht bei Kuners-
dorf
45. Das Bein verlor, und leider Gottö!
Vor fremden Thüren betteln muß.
Da ging es scharf, mein liebes
Kind!
Da faufeten die Kugefn uns
Wie Donnerwetter um den Kops!
Dort flog ein Arm, und dort ein
Bein!
Wir patschelten durch lauser Blut
Zm Pulverdampf! 'Steht, Kin-
der, steht!
Verlasset euren König nicht!
Rief Vater Kleist; da sank er hin.
Ich und zwei Bursche trugen flugs
Ihn zu dem Feldfcheer aus der
'^Schlackt.
Laut donnerte die Batterie!
Mit einmal flog mein linkes Bein
Mir unterm Leibe weg!" —
Sprack^^is und^fahe Töffekmn
Und fühlwsich nach seinem Bein:
„Mein Sml'! ich werde^kein Sol«
W dat.
Und wand'lelieber hinter'm Pflug;
Da sing' ich mir die Arbeit leicht.
Und spring' und tanze wie ein
Hirsch,
Und lege, wenn der Abend kommt,
Mich hinter'm Ofen aufdiebank.
Doch kommt der Schelmfranzos
zurück,
Der uns die besten Hühner stahl
Und unser Heu und Korn dazu.
Dann nehm' ich einen rothen Rock
Und auf den Buckel mein Gewehr!
Dann komm nur her, du Schelm-
franzos !"
„Hans," sagte Töffel, „lang ein-
mal
Die Kiepe her, die hinter dir
Im Riedgras steht, und gib dem
Mann
Von unserm Käs' und Butterbrod,
Ich samml' indessen dürres Holz;
Denn sieh', das Feuer finket schon."
Hölty.
103. Reiters Morgengesang.
Morgenroth,
Leuchtest mir zum frühen Tod;
Bald wird die Trompete blasen,
Dann muss ich mein. Leben las-
sen,
Ich und mancher Kamerad.