1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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111. Der Kohlweißling und die Schlupfwespe.
Der Kohlweißling ist ein weißer Schmetterling,
dessen Raupe auf dem Kohl lebt, und zwar oft in so
großer Menge, daß sie alle Kohlblätter abfressen. Man
erkennt sie leicht an ihrer blüulichgrünen Farbe und an
dem gelben Längsstreifen an jeder Seite. Um ihre zu 5.
große Vermehrung zu verhüten, hat der Schöpfer eine
ganz merkwürdige Vorrichtung getroffen. Während näm-
lich die Raupe ganz ruhig auf dem Kohlblatte sitzt und
sich's gut schmecken läßt, kommt eine Schlupfwespe, kaum
so groß, wie die kleinen gelben Ameisen, herangeflogen, 10.
bohrt schnell ein feines Loch mit ihrem am Hinterleibc
befindlichen Legestachel in den Körper der Raupe und
legt ein Ei in dasselbe. Das wiederholt sie oft 20 bis
3ömal, ohne daß die wehrlose Raupe es auch nur im
mindesten hindern kann. Nach wenigen Tagen entstehen 15.
aus diesen Eiern kleine fußlose Maden, welche sich von
dem Feltkörper der Raupe nähren, die ediern Theile,
von denen das Leben des Thieres abhängt, aber unbe-
rührt lassen. Haben diese bösen Gäste nach einigen
Wochen ihre vollkommene Ausbildung erlangt, so durch- 20.
bohren sie die Haut der Raupe, begeben sich auf einen
Haufen, spinnen sich gelbliche, zu einem Ganzen verbun-
dene Hülsen, verpuppen sich darin und gehen nach einer
Ruhe von einigen Wochen als Schlupfwespen daraus
hervor. Die Kohlraupe stirbt bald darauf, ohne sich zu 25.
verpuppen und als Schmetterling für Nachkommenschaft
sorgen zu können. Unter 20 erwachsenen Kohlraupen
findet man sicher einige, in denen Schlupfwespen ihre
Eier abgelegt haben. A. Lüben.
112. Herr von Münchhausen erzählt.
Ich ritt weiter, bis Nacht und Dunkelheit mich über- 30.
fielen. Nirgends war ein Dorf zu hören noch zu sehen.
Das ganze Land lag unter Schnee, und ich wußte we-
der Weg noch Steg.
Des Reitens müde, stieg ich endlich ab, und band
mein Pferd an eine Art von spitzem Baumstaken, der 35.
über dem Schnee hervorragte. Zur Sicherheit nahm ich
meine Pistolen unter den Arm, legte mich nicht weit da-
von in den Schnee nieder, und that ein so gesundes