1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wasserthierchen, wovon er lebt, nicht entweichen läßt.
Der Rachen ist so groß, daß man, wenn das Thier ge-
tödtet ist, mit einem Kahne hineinfährt und sechs bis
acht Mann ungehindert darin Handthieren. Die Kehle
5. hingegen ist so enge, daß eine Faust nur so eben durch-
kommen kann. Die Zunge ist eine ungeheure Masse,
etliche tausend Pfund schwer, bedeckt die ganze untere
Oberfläche des Rachens und besteht theils aus Fett,
theils aus Fleisch.
10. Die Wallfische halten sich theils um den Nordpol,
besonders um Grönland und Spitzbergen herum, theils
aber auch in südlichen Gegenden des atlantischen und
großen Oceans auf. Um der Nahrung willen treten sie
auch in die Nordsee aus. Im Jahre 1828 wurde in
15. Belgien bei Ostende ein großer Wallfisch gefangen. Der
Speck dieses Thieres, aus dem Thran bereitet wird,
und das Fischbein veranlassen die Menschen, auf den
Fang des Wallfisches auszugehen, der aber mit vielen
Gefahren und Kosten verbunden ist und jetzt, da diese
20. Thiere immer seltener werden, wenig Profit bringt. Die
Schiffe, welche darauf ausgehen, müssen sich oft in den
nördlichen Gegenden durch große Eisfelder mit Aexten
den Weg bahnen und werden zuweilen von den schwim-
menden ungeheuren Eismassen eingeschlossen oder zer-
25. schmettert; und die Boote, die jedes solches Schiff zum
Wallfischfange bei sich hat, zertrümmert der Wallfisch
mit dem mächtigen Schlage seines Schwanzes, und
schleudert sie auch wohl mit der Mannschaft in die Luft.
Auf folgende Art wird der Wallfischfang verrichtet.
30. Entdeckt das Schiff einen Wallfisch , was wegen der
Wasserstrahlen, die er aus den Luftlöchern treibt, selbst
bei großer Entfernung leichk ist, so fährt ein Wallfisch-
boot so still und behutsam als möglich an ihn heran.
Vorn im Boote steht der Speerwerfer oder Harpunirer,
35. welcher die Harpune hält, ein 1 % Ellen langes, drei-
eckiges, zackiges Eisen, das an einem Stiele steckt und
' an ein 500 Ellen langes Seil geknüpft ist. Solcher
Seile sind in einem Boote gewöhnlich sechs. Ist das
Boot noch ungefähr 20 Schritte von dem Wallfische
40. entfernt, so wirft der Harpunirer die Harpune mit aller
ihm möglichen Kraft nach dem Thiere. Geht dieselbe
tief ein, so taucht der Wallfisch, wüthend vor Schmerz,