1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Und vitt erst sachte durch den Tann,
Den Vater nicht zu wecken.
Und als er kam zur Felsenwand:
Da sprach der Ries' mit Lacken :
,,Was will doch dieser kleine Fant
Aus solchem Rosse machen?
Sein Schwert ist zwier so laug
als er,
Vomrope zieht ihn schier derspeer,
Der Schild will ihn erdrücken."
Jung Roland rief: »Wohlauf
zum Streit!
Dich reuet noch dein Necken.
Hab ick die Tartsche lang und breit
Kann sie mich besser decken;
Ein kleiner Mann ein großes
Pferd,
Ein kurzer Arm, ein langes -
Schwert,
Muß eins dem andern helfen."
Der Riese mit der Stange schlug.
Auslangend in die Weite,
Jung Roland schwenkte schnell
genug
Sein Roß noch auf die Seite;
Die Lanz' er auf den Riesen
schwang.
Doch von demwunderscbilde sprang
Auf Roland sie zurücke.
Jung Roland nahm in großerhast
Das Schwerdt in beide Hände,
Der Riese nach dem seinen faßt',
Er war zu unbehende:
Mit flinkem Hiebe schlug Roland
Ihm unterm Schild die linke Hand,
Daß Hand und Schild entrollten.
Dem Riesen schwand der Muth
dahin,
Wie ihm der Schild entrissen,
Das Kleinod, das ihm Kraft ver-
liehn,
Mußt er mit Schmerzen missen.
Zwar lief ergleich dem Schilde nach,
Dock Roland in das Knie ihn stach,
Daß er zu Boden stürzte.
Roland ihn bei den Haaren griff.
Hieb ihm oas Haupt herunter;
Ein großer Strom von Blute lief
Jn's tiefe Thal hinunter;
Und aus des Todten Schild hernach
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Roland das lichte Kleinod brach.
Und freute sich am Glanze.
Dann barg er's unterm Kleide gut.
Und ging zu einer Quelle,
Da wusch er sich von Staub und 5.
Blut
Gewand und Waffen helle;
Zurücke ritt der jung' Roland,
Dahin, wo er den Vater fand.
Noch schlafend bei der Eiche. 10.
Er legt' sich an des Vaters Seit',
Vom Schlafe selbst bezwungen.
Bis in der kühlen Abendzeit
Herr Milon aufgesprungen:
Wach auf, wach aus mein Sohn \ 5.
Roland!
Nimm Sckild und Lanze schnell
zur Hand,
Daß wir den Riesen suchen!"
Sie stiegen auf und eilten sebr, 20.
Zu schweifen in der Wilde,
Roland ritt hinterm Vater her
Mit dessen Speer und Schilde;
Sie kamen bald zu jener Statt',
Wo Roland jüngst g stritten hätt, 2b.
Der Riese lag im Blute.
Roland kaum seinen Augen glaubt',
Als nickt mehr war zu schauen
Die linke Hand, dazu das Haupt,
So er ibm abgehauen. Z().
Nickt mehr des Riesen Schwert
und Speer,
Auch nicht sein Schild und Har-
nisch mehr,
Nur Rumps und blut'ge Glieder. 35
Milon besah den großen Rumpf:
„Was ist das für'ne Leiche?
Man sieht noch am zerhaunen
Stumpf.
Wie mächtig war die Eiche. 40.'
Das ist der Riese! frag ick mehr?
Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr.
Drum muß ich ewig trauern!" —
Zu Aachen vor dem Schlosse stund
Der König Karl gar bange: 45.
„Sind meine Helden wohl gesund ?
Sie weilen allzulange.
Dock seh ich recht. auskönigswort!
So reitet Herzog Heimon dort.
Des Riesen Haupt am Speere," 50.
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