1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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263. Der große Kurfürst bei Fehrbellin.
Ludwig Xiv. trat mit den Schweden in ein Bünd-
niß und bewog sie, über die Grenze zu setzen und dem
Kurfürsten in'ö Land zu fallen. Im Dezember 1674,
während dieser mit seinem Heere in Franken lag, rückten
die Schweden unter dem Feldmarschall Wrangel in Pom- 5.
mern ein und in die Mark Brandenburg und erpreßten
die größten Kriegssteuern in beiden Provinzen. Ludwig
triumphirte; er glaubte nun das herrlichste Mittel gefun-
den zu haben, das Rcichsheer zu trennen. Allein er irrte
sich. Friedrich Wilhelm schrieb seinem Statthalter in der 10.
Mark, die Schweden würden ihn durch ihren Einbruch
nicht zur Untreue gegen seine Bundesgenossen reizen; er
bedauerte das Schicksal seiner Unterthanen, indessen möch-
ten sie geduldig ausharren, bis er ihnen mit seiner gan-
zen Macht zu Hülfe kommen könnte. Ec reiste hierauf 15.
mitten im Winter selbst nach dem Haag, um sich mit
den Niederländern zu verständigen, versuchte auch die
Höfe von Wien und Kopenhagen zum Kampf gegen
Schweden zu bewegen; aber .beide versagten ihm ihre
Hülfe. Auch auf dem Reichstage zu Regentzburg be- 20.
mühete er sich vergebens um einen Bundesgenossen. So
mußte er sich also selber genug sein. Mit seinen in den
Winterquartieren wohl ausgeruhten Brandenburgern brach
er zu Anfang des Junius 1675 plötzlich auf, eilte mit
schnellen Märschen nach Magdeburg, ging bei Nacht über 25.
die Elbe und stand vor Rathenow, da man ihn noch tief
in Franken glaubte. Schrecklich war die Ueberraschung
der in Rathenow befindlichen Schweden, als sie plötzlich
von allen Seiten sich angegriffen sahen. Die meisten
wurden niedergehauen, die andern wollten nach Havel- 30.
berg flüchten, wo Wrangcl's Hauptquartier war. Auch
die in Brandenburg und der Umgegend liegenden Schwe-
den brachen dahin auf, aber der Kurfürst ließ ihnen durch
vorangeschickte Reiter alle Brücken abbrechen. Der Prinz
von Hessen-Homburg sollte mit 1600 Reiter den 7800 35.
Mann starken Feind zum Stehen bringen, aber nicht
eher losschlagen, bis der Kurfürst selber nachgekommen
sei. Bei Fehrbellin machen die Schweden Halt und neh-
men eine gute Stellung ein. Prinz Homburg, von sei-
nem Muth verleitet, greift an, wird aber bald gänzlich 40.