1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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umzingelt. Der Kurfürst hat sein Fußvolk dahinten
lassen müssen und ist noch eine Meile entfernt. Nun
geht Alles in Sturmschritt vor, fast eine Meile im vol-
len Lauf. Schnell übersieht der Kurfürst die Stellung,
5. postirt auf einen noch unbesetzten Hügel sein Geschütz
und dieses donnert in den Feind. Der Kurfürst macht
dem Prinzen Luft, kommt aber unter das Geschütz sei-
ner eigenen Kanonen. Die Kugeln schlagen dicht um
ihn der, man zielt auf ihn und seinen weißen Schimmel.
lo. Da bietet ihm sein Stallmeister Frobenius sein eigenes
Pferd, und wenige Augenblicke, nachdem er selbst das
fürstliche Pferd bestiegen, sinkt er, von einer schwedischen
Stückkugel getroffen, todt herab. Die Schweden drin-
gen wüthend gegen den Hügel und das Brandenburger
15. Geschütz, schon wanken einige Schaaren, als der Kurfürst
herbeieilt, sich selbst an die Spitze etlicher Schwadronen
stellt, die keine Offiziere mehr haben. „Muth!" ruft er,
„ick, euer Fürst, nun euer Hauptmann, will siegen oder
ritterlich mit euch sterben!" Da werfen die kräftigen
20. brandenburgischen Arme die Feinde auf allen Seiten und
Wrangel nimmt seinen Rückzug nach Fehrbellin. Alles
Geschütz und Gepäck wird eine Beute der Sieger.
Es war eine denkwürdige Schlacht; die erste, welche
die Brandenburger allein und über einen Feind gewan-
25. nen, der seither noch im Glauben der Unbesiegbarkeit
stand. Selbst Montecuculi ließ zu Ehren des Sieges
dreimal feuern. Von der Beute gab der Kurfürst 2000
Wagen und unzählig Vieh dem schwer mitgenommenen
Landvolk. In Berlin mit Jubel empfangen, hielt Fried-
30. rich Wilhelm vor Allem einen Dankgottesdienst, wozu
er den Text angab Jerem. Xx., 11: „Der Herr ist bei
mir wie ein starker Held, darum werden meine Verfol-
ger fallen!" Den Glückwünschenden sagte er: „Es ist
Gottes Wille, der hat es gethan!"
Grube.
263. Emanuel von Froben.
*35 Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld,
Seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält!
Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin,
Das war ein heißes Streiten am Tag' von Fehrbellin.
Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden, noch mehr vom Deutschen Land?
40. Was trugt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand?