1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
T
304
fachen getrieben, erreichen manche Pflanzen eine Höhe
und Stärke, und gewähren einen solchen prachtvollen An-
blick, wovon man sich selbst in den gemäßigten Gegenden,
wo doch der Pflanzenwuchs schon bedeutender ist, keinen
5. Begriff machen kann. Es sind besonders einige Pflan-
zenarten, die, der heißen Zone allein angehörend, durch
ihre Schönheit und Pracht sowvhl, als auch durch ihre
ungemeine Nutzbarkeit sich vorzüglich auszeichnen. Dahin
gehören unter andern die Palmenarten. Sic behaupten
10. unter allen Gewächsen auf unserer Erde in jedem Be-
tracht den ersten Rang. Die Vortheile, welche der
Mensch von den übrigen Gewächsen zusammengenommen
erhält, giebt ihm die Gattung der Palmen allein. Sie
speisen, tränken und kleiden ihn, sie liefern ihm Materia-
15. lien zu seiner Wohnung und zum Hausgeräth und lassen
keines seiner Bedürfnisse unbefriedigt. Eben so sehr zeich-
nen sie sich auch durch ihre Schönheit und durch einzelne
merkwürdige Eigenschaften aus. Die Palmen haben
schlanke Stämme, ohne eigentliche Rinde, die oft 200
20. Fuß in die Höhe steigen. Äste und Zweige haben sie
auch nicht, sondern cs bildet sich oben am Gipfel ein
Büschel von immer grünen, meist herabhängenden Blät-
tern, die zum Theil über 20 Fuß lang sind, so daß sie
in Betracht ihrer Größe die Stelle der Zweige wohl ver-
25. treten können. So wie der Stamm höher treibt, fallen
die Blätter ab und lassen kleine Stümpfe nach, die das
Hinaufsteigen erleichtern und zugleich dem Stamm statt
der Rinde dienen. Die nützlichste Palme ist unstreitig die
Kokospalme. Bon ihr benutzt man das Holz, den Saft,
30. die Blätter und die Früchte. Diese sind Nüsse, beinahe
so groß wie ein kleiner Kindeskopf; die Schale ist sehr
dick, hart, holzartig und läßt sich poliren und drechseln,
äußerlich ist sie mit einer faserigen Hülle umgeben. Ist
die Nuß halb reif, so befindet sich ein überaus schmack-
35. Haftes und gesundes Wasser darin, welches nicht nur den
Durst löscht, sondern auch wider mancherlei Krankheiten
dient. Mit dem Alter der Nüsse verdickt sich dieser Saft
nach und nach und wird endlich zu einem festen Kerne,
der aber in der Mitte immer noch eine mit Saft ange-
40. füllte Höblung behält, so daß eine solche Nuß den Hun-
I ger und Durst zugleich stillt; aus dem Kerne presst man
auch ein vortreffliches Oel. Die äußere faserige Hülle
»
r*!i