1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Schale dient zur Verfertigung starker Stricke, und
aus der harten Schale selbst macht man Trinkgeschirre,
Löffel und andere Geräthe. Schneidet man die Blumen-
sprossen ab, so erhält man einen weinarligen Saft; die
jungen Blätter geben Palmkohl, und der weiche, markige 5.
Theil des Stammes das sogenannte Palmhirn; aus den
Blattern macht man Matten, Körbe, Fächer, Sonnenhüte;
das Holz dient endlich zum Bauen und Brennen. Ein
anderes Prachtgewächs der heißen Zone ist der Pi sang.
Diese Pflanze gehört zu den Kräutern, hat also keinen 10.
Stamm, sondern nur einen Stengel, aber durch die Wärme
des Klimas getrieben, erreicht der Pisang dennoch eine
Höhe von 20 Fuß, und der Stengel ist so dick, wie ein
Mannsschenkel, er ist aber dabei weich und schwammig.
Die Blätter sind 10 bis 12 Fuß lang und über 2 Fuß 15. _
breit; die Früchte wachsen, wie bei den Palmen, am
Gipfel in einem traubenförmigen Büschel. Diese Früchte,
deren an einem Stamme wohl über hundert sitzen, haben
einen herrlichen Geschmack und dienen den Bewohnern
jener Gegenden zur gewöhnlichen Nahrung. Sobald die 20.
Früchte reif sind, stirbt die Pflanze ab und schlägt dann
an der Wurzel wieder aus; sie erreicht also in einem
Jahre diese erstaunliche Größe und Stärke. Der heißen
Zone gehören endlich noch zwei sehr merkwürdige Bäume
an, die gleichfalls einen Beweis von der durch die Hitze 25.
bewirkten Triebkraft der Natur geben. Diese Bäume sind
der Baobab oder Affen brotbaum, und der Wur-
zelbaum. Der erste wird für den größten aller bekann-
ten Bäume gehalten; der Stamm erreicht zwar nur die
Höhe von 12 Fuß, aber die Dicke des Stammes beträgt 30.
im Durchmesser 25 Fuß; demnach ist der Umfang dieses
Baumes, wohl so groß, daß 12 Männer ihn kaum um-
spannen können. Die Krone wird gegen 70 Fuß hoch
und breitet sich auf 156 Fuß weit aus. Die Wurzeln
haben zum Theil eine Länge von 170 Fuß. Die unge- 35.
heuern Zweige senken sich zuletzt, von ihrer eignen Schwere
niedergedrückt, mit ihren Spitzen auf die Erde herab und
verdecken den Stamm. In den ersten fünf Jahren wächst
der Baum schnell, nachher aber so langsam, daß man
das Alter dieser Bäume auf 5 bis 6000 Jahre berech- 40.
net. Der Wurzelbaum wächst gewöhnlich an sumpfigen
Orten. Seine Wurzeln steigen aus der Erde hervor und