1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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erstrecken sich oft, wenn ein solcher Baum an einem Flusse
steht, dessen Bette schmal ist, bis an's jenseitige Ufer,
und bilden auf diese Weise eine Art Brücke. Die Zweige
des Baumes haben das Besondere, daß sie sich zur Erde
5. herabsenken, Wurzel schlagen und einen neuen Stamm
bilden. So wird nach einiger Zeit ein einziger Baum
der Stammvater eines ganzes Waldes und alle seine Kin-
der bleiben mit ihm in Verbindung. Ein solcher Wald
ist selbst dem hartnäckigsten und geduldigsten Wanderer
10. undurchdringlich. Außer diesen wunderbaren und merk-
würdigen Gewächsen gedeihen in der heißen Zone so
manche Pflanzen auf eine ausgezeichnete Weise, die in
den gemäßigten Gegenden nur klein und niedrig bleiben.
Die Rohrarten sind gewöbnlich dünn und schwach, aber
15. in Ost-und Westindien wächst das Bambusro'hr zu der
Höhe eines starken Baumes empor, der zuweilen 60 Fuß
hoch wird und eine Dicke von 2 Fuß hat. Dabei ist es
so außerordentlich hart, daß es sich wohl der Länge nach
durchspalten, aber schwer durchschneiden läßt, und es wird
20. daher zu Stangen und Pfählen, zum Häuser- und Schiffs-
bauverwendet. Farrenkräuter, die sich sonst nur wenig
über den Boden erheben, erreichen hier eine Höbe von
25 Fuß; Bäume, fast zweimal so hoch, als unsere Eichen,
prangen mit Blüthen so 'groß wie unsere Lilien, ja in
25. Südamerika wächst eine Pflanze, deren Blume, von 4
Fuß Umfang, sich die indischen Knaben über die Schei-
tel ziehen. Alle die Gewächse, welche gewissermaßen den
Europäern jetzt zum Bedürfniß geworden sind, gehören
der heißen Zone an, z. B. Kaffee, Zucker, Thee; Ge-
30. würze, wie Pfeffer, Muskatnüsse, Nelken u.s.w. Kost-
bare Färbestoffe, z. B. der Indigo, kommen aus den hei-
ßen Gegenden; treffliche Heilmittel, unter andern die Chi-
narinde, manche Balsamarten werden nur unter einem
heißen Himmelsstriche angetroffen. Es ist also unbezweifelt,
35. daß der Pflanzenreichthum in der heißen Zone den höchsten
Grad erreicht.
Nicht minder zeichnet sich die Thierwelt in diesem
Klima aus. Auch in derselben verbindet sich Größe und
Stärke mit dem blendendsten Schmucke der Farben, mit
40. der ausgezeichnetsten Schönheit. Der Reichthum an Pflan-
zen machte es möglich, daß hier große, pflanzenfressende
Thiere leben, wie der Elephantund der Tapir; die Wal-