1857 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Grommes, H. W.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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laßt, daß der Götzendiener Aristodemius dem Apostel einen Becher mit
vergiftetem Weine reichte und ihm versprach, ein Christ zu werden,
wenn er diesen Wein ohne Nachtheil zu trinken vermöge. Johannes,
voll Gottvertrauen, segnete den Giftwein, trank und blieb gesund und
bekehrte viele Heiden.
3) Die Kerzenweihe am Feste Mariä Reinigung, Lichtmeß ge-
nannt. Die Ursache, warum heute die Kerzen geweiht werden, ist:
weil die seligste Jungfrau ihr göttliches Kind, das Licht, welches die
ganze Welt erleuchten sollte, zum ersten Male im Tempel öffentlich
dem Herrn darbrachte, wo dann auch der alte Simeon, erleuchtet von
jenem Lichte, in dem Kinde Jesus den Erlöser erkannte. Dabei beten
wir, daß Gott allen, welche die Lichter ehrerbietig tragen, die Gesund-
heit des Leibes und der Seele bewahren wolle. Auch verbinden wir
damit das Gebet, daß unsere Herzen innerlich durch das unsichtbare
Licht des heiligen Geistes erleuchtet werden, und daß das Feuer der
Liebe unsere Herzen entzünden, von allen Sünden reinigen und uns
einst jenes fröhlichen Lichtes, welches nie erlöschen wird, theilhaftig
wachen möge.
4) Die Aschen weihe am Aschermittwoch. Die Asche war schon
im alten Bunde ein Zeichen der Buße; denn Gott selbst hat beföhlen,
daß die Israeliten sich zum Zeichen der Buße mit Asche bestreuen soll-
ten (Jer. Xxv. 35.). Die heilige Kirche will ganz besonders da-
durch, daß sie durch ihre Diener unsere Häupter mit geweihter Asche,
dem Sinnbilde der Sterblichkeit, bestreuen läßt, in uns den Geist der
ernsten Sinnesänderung und aufrichtigen Herzensbesserung anregen.
Durch die Erinnerung an unsere Sterblichkeit sollen wir veranlaßt
werden, gleich den Niniviten Buße zu thun und durch Buße Gottes
Strafgerichte bei Zeiten von uns abzuwenden. Daher sollen wir in
Demuth die Asche empfangen und dabei vor Gott bekennen, daß wir
aus Staub und Asche sind und um unserer Sünden willen wie-
der zu Staub und Asche werden. Wie herzergreifend ist dies im
nachstehenden Gedichte geschildert!
Weg vom Lärm, vom Tayz, vom
Spiele,
Blick', o Mensch, nach deinem Ziele!
Sieh das Bild des Todes hier;
Kreuz und Asche sagen dir:
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Vom Altar in die Paläste
Drängt es sich zum Jubelfeste;
Mitten unterm heitern Mahl
Ruft es in den Königssaal:
Was das Scepter führt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Wo Trophäen,uy tiytvm,
Sieger jauchzen, Völker beben,
Tönt es aus der Ferne dumpf
In den schallenden Triumph:
Was den Lorber trägt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Wie sie ringen, sorgen, suchen,
Das Gefund'ne dann verfluchen;
Der umhergetrieb'ne Geist
Felsen thürmt und niederreißt!
Was so rastlos strebt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.