1857 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Grommes, H. W.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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t>er Finanzen; vorzügliche Ausbildung des Militär-Systems; Vorbe-
reitung zu einer allgemeinen, zeitgemäßen Rechtspflege; musterhafte
Einrichtung des Postwesens; Anlagen vortrefflicher Kunststraßen, so
daß nach allen Richtungen des Reiches hin herrliche Wege führen.
Vor Allem aber verdient rühmliche Erwähnung eine der wichtigsten
Schöpfungen der neueren Zeit: der durch ihn hervorgerufene, jetzt
fast ganz Deutschland umfassende Zollverein. Viele Millionen ver-
wandte der König zu öffentlichen Bauten und milden Zwecken; selbst
aus seinem Privatvermögen gab er zur Unterstützung dürftiger oder
beschädigter Gemeinden sehr bedeutende Summen her.
So wirkte unablässig für die Begründung, Beförderung und Ver-
mehrung der Landeswohlfahrt Friedrich Wilhelm Iii. bis zum 7. Juni
1840, wo ein sanfter Tov den in verhängnißschweren Zeiten vielge-
prüften Fürsten abrief, auf daß er ärnte, was er gesäet hat. Er war
der letzte König aus dem 18. Jahrhunderte, der 43 Jahre hindurch in
den verschiedensten Entwickelungsstufen des Glückes und Unglückes
seinen Staat geleitet hatte. Gerecht war die Trauer des ganzen
Vaterlandes über den Verlust des Vaters; groß war auch die Theil-
nahme, mit welcher in auswärtigen Staaten die Nachricht von dem
Tode des Königs aufgenommen wurde.
8. Der Kronprinz ergriff nun als König Friedrich Wilhelm
der Vierte mit voller Manneskraft im 45. Lebensjahre die Zügel
der Regierung. Durch die Stellung, die der hochselige König ihm in
Beziehung auf diese angewiesen hatte, wurde er mehr, als mancher
andere Thronfolger, darauf vorbereitet. Als der neue Herrscher am
10. September 1840 in Königsberg von den dort versammelten Ab-
geordneten der Provinz Preußen sich huldigen ließ, da legte er frei-
willig in tiefer Ergriffenheit des Gemüthes nachfolgenden feierlichen
Schwur ab, den er später in Berlin bei der Huldigung der übrigen
sieben Provinzen erneuerte:
'/Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und vor die-
sen lieben Zeugen allen, daß Ich ein gerechter Richter,
ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christ-
licher König sein will, wie Mein unvergeßlicher Vater
es war. Gesegnet sei Sein Andenken! Ich will Recht und
Gerechtigkeit mit Nachdruck üben, ohne Ansehen der Per-
son. Ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre aller
Stände mit gleicher Liebe umfassen, pflegen und för-
dern — und Ich bitte Gott um den Fürstensegen, der
d^m Gesegneten die Herzen der Menschen zueignet und
aus ihm einen Mann nach dem göttlichen Willen macht
— ein Wohlgefallen der Guten, ein Schrecken der Frev-
ler! Gott segne unser theures Vaterland!"
Und getreulich hat Friedrich Wilhelm Iv. diesen Schwur gehalten.
Denn wie er seit seiner Thronbesteigung darauf bedacht gewesen und