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1. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 445

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
445 fien Einfluß auf unser Wohl, unser Wirken und unser ganzes Leben, als die Kenntniß unser selbst. Schon vor Jahrtausenden galt es für die wichtigste Aufforderung an jeden Menschen: Kenne dich selbst! Der Mensch ist nicht allein durch seinen denkenden Geist, sondern auch durch seinen schön gestalteten und weise eingerichteten Körper, durch seine aufrechte Gestalt und sein ausdrucksvolles Gesicht vor allen an- deren Geschöpfen der Erde das vorzüglichste. Am sechsten Schöpfungs- tage schuf Gott den Menschen nach seinem Ebenbilde. Den Leib des- selben bildete Gott aus Staub der Erde; diesem hauchte Er die un- sterbliche Seele ein; und Gott machte den Menschen zum Herrn der Erde. So stellte Er ihn auf die höchste Stufe organischer Wesen; das ganze Thierreich ist ihm Unterthan, und er herrscht in demselben nach Wohlgefallen. Der starke Löwe beugt sich vor seiner Macht; der wilde Tiger schmiegt sich zu seinen Füßen; der mächtige Elephant wartet be- reitwillig auf seine Befehle; das Kameel folgt, schwer beladen, ihm durch die Wüsten; das stolze Roß trägt ihn selbst oder zieht für ihn schwere Lasten und Pflügt seinen Acker; das Schaf gibt ihm seine Wolle, die Seidenraupe ihr Gespinnst, die Thiere der kalten Zone ihren wärmenden Pelz. Ihm trägt der Boden zugleich die erquickende Traube und die nützliche Kartoffel, die edlen Baumfrüchte wie die nahrhaften Getreidearten. Aus dem tiefen Schooße der Erde holt er die Metalle und verarbeitet sie zu seinem Nutzen und zu seiner Be- quemlichkeit. Die Naturerzeugnisse liefern ihm den Stoff zu Kunster- zeugnissen, durch welche er sich eine neue Welt, die Kunftwelt, erschafft. Er durchschneidet das Land und bildet Kunstflüsse, Canäle, durch welche er Ströme verbindet, um sich die Versendung der Natur- und Kunst- erzeugnisse zu erleichtern. Mit Leichtigkeit durchschifft er das Weltmeer, um Bedürfnißmittel aus den entferntesten Erdtheilen zu holen. Er allein ist im Stande, in den eisigen Einöden der Polarländer wie in den glühenden Ebenen des heißen Erdstrichs auszudauern. Durch den Menschen erst wird die Erde ein angenehmer Wohnplatz: er verwan- delt den Sumpf in eine Weizenflur, die Wüsten in fruchtbare Gefilde. Was wäre die Erde ohne den Menschen! Was war Deutschland um die Zeit vor Christi Geburt, und was ist es jetzt! Tausend Erfindun- gen erleichtern die Geschäfte des Menschen und verschönern sein Leben. Durch die Sprache ist er im Stande, seine Gedanken und Empfin- dungen zu äußern, seine Mitmenschen zu belehren, zu erquicken und zu großen, edlen Thaten anzufeuern. Er allein tritt in einen großen, ge- setzlichen sittlichen und heiligen Verein, in Staat und Kirche, und un- terwirft sich freiwillig den Anordnungen und Regeln desselben Nur der Mensch vermag die Größe und Entfernung der Gestirne zu messen, die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes auf die Minute vor- her zu berechnen, den Lauf und die Bahn der Planeten und Kometen zu bestimmen. Und wenn die Erde und die Gestirne dem Zwange der Naturkräfte unterworfen find, ihre vom Schöpfer ihnen angewiesene
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